Asendorf im Dreißigjährigen Krieg

Als während des Dreißigjährigen Krieges die Kriegsfurie auch durch die einsame Lüneburger Heide zog, ist auch Asendorf nicht verschont geblieben. Leider sind uns nur ganz wenige Nachrichten aus jener Zeit erhalten geblieben, die uns Kunde von den Zuständen und den Einwirkungen des großen Krieges auf Asendorf geben können. Mit dem Anfang des Jahres 1626 begann die Leidenszeit unserer Vorfahren in der Winsener Gegend. Wenn sich auch in dieser Gegend keine geschichtlich entscheidenden Ereignisse abgespielt haben, so hatten unsere Vorfahren doch furchtbar unter den ewigen Truppendurchmärschen zu leiden. Einquartierungen, Kontributionen, Plünderungen, Brandschatzungen und Verwüstungen der Felder bezeichneten den Weg sowohl der feindlichen als auch der befreundeten Truppen. Nachdem die Dänen in der Schlacht bei Lutter am Baren-berge geschlagen worden waren, zogen sie raubend und plündernd durch das ganze Lüneburger Land nach Norden und setzten sich in der Hamburger Gegend fest. Von hier aus drangen dänische Truppen im Mai 1627 über die Seeve und plünderten die Dörfer Asendorf und Wesel fast vollständig aus und trieben alles Vieh hinweg. Ende Juni desselben Jahres machten sie erneut einen Einfall in das Lüneburger Land und brannten eine Anzahl von Dörfern in der Umgegend von Winsen an der Luhe nieder.
Am 2. Juli 1627 brachen wiederum dänische Reiter vom Amt Harburg her über die Seeve in das Amt Winsen ein und plünderten, brandschatzten und marterten die Bevölkerung auf die grausamste Art und Weise. Am gleichen Tag suchten sie auch Asendorf heim und brannten verschiedene Häuser nieder. In einem Bericht des Otto VII von Estorp, der Gutsherr von drei Höfen in Asendorf war, über den ,,Schaden, so von den kriegführenden Theilen, sowohl dem Kaiserlichen, als auch dem Königlichen Denmarckischen, in den Jahren 1626 und 1627 zugestanden" heißt es unter anderem: ,,Anno 1627, den 2. Juli, ist Asendorff, worin ich drei Leute wohnen gehabt. ausgebrannt worden".
Bei den drei Höfen, deren Gutsherr die von Estorp waren, handelt es sich um die heutigen Höfe 1, 3 und 4. Darüber, ob die anderen Höfe in Asendorf das gleiche Schicksal teilten oder verschont blieben, lässt sich leider nichts mehr feststellen.
In einem ,,Bericht der Amtsvögte über die Voll-, Halbhöfe, Kotsassen, Brinksitzer und Häuslinge in dem Amt Winsen an der Luhe" von 1628, also ein Jahr nach dem Däneneinfall, befindet sich hinter den Namen der Besitzer der heutigen Höfe 1, 2, 4 und 6 der Vermerk ,,Vollhövener und seint wegen Kriegsabnahme arme Leute worden". Hinter dem Namen des Besitzers des heutigen Hofes 3 heißt es: ,,Hauss stehet wüste."
Gegen Ende des Jahres 1627 zogen Tillysche Truppen durch die Gegend und marschierten in Richtung Stade. Auch in den folgenden Jahren durchzogen dauernd Truppen aller Waffengattungen und aller Länder die Gegend. Schwer drückten die vielfachen Kontributionen die sowieso schon ausgeplünderten und verarmten Bewohner. Nur das große Gottvertrauen und die starke Energie der Heidebewohner ließ sie alles schwere Leid überstehen. Zu den zahllosen Kontributionen kamen noch die Materiallieferungen bei den recht häufigen Einquartierungen und Truppendurchmärschen. Der Amtmann Karstädt von Winsen schreibt in einem Bericht an den Herzog folgendes:
,,Die Unterthanen des Amtes Winsen sind sehr zugrunde gerichtet durch die Durchzüge der dänischen Truppen; sonderlich den Leuten in der Vogtei Pattensen ist viel Vieh und andere Habe weggenommen worden."
Auch aus anderen Berichten des Amtmanns, der Amtsvögte und der Bewohner ersehen wir, wie unmenschlich und grausam die Kriegshorden aller Länder, besonders aber die Dänen und Schweden, in der Winsener Gegend gehaust haben.
Endlich, im Jahre 1648, kam der so lange ersehnte Friede. Und doch hatten die Leiden der Bevölkerung damit noch nicht ihr Ende erreicht. Bis zum Juli 1650 hielten schwedische Truppen das Lüneburger Land besetzt, bis den Schweden der ihnen im Friedensvertrag vom Fürstentum Lüneburg zugesprochene Betrag von 60000 Talern restlos bezahlt war. Mitte Juli verließen die letzten Schweden das Land, und nun erst konnte die Bevölkerung aufatmen. Am 11. August 1650 wurden in allen Kirchen des ganzen Lüneburger Landes Dankgottesdienste abgehalten.
Die Nachwirkungen des Krieges zeigten sich noch lange. Nur langsam ging infolge der allgemeinen großen Armut der Wiederaufbau der verwüsteten Ortschaften vor sich. Nach über 30 Jahren, im Jahre 1681, gab es im Amt Winsen noch über 30 wüste Höfe ohne Besitzer, darunter in Asendorf der wüste Hof, der später zum Hof Nr.1 gehörte, der aber erst 1731 wieder bebaut wurde.