Mit dem Jahre 1803 begannen für unsere Heimat unruhige und
schwere Zeiten. Im Juni dieses Jahres besetzten die Franzosen mit etwa 6000 Mann
das Lüneburger Land. Ob auch Asendorf Einquartierung bekam, ist nicht
festzustellen.
Diese Besetzung durch die Franzosen dauerte bis zum Jahre
1805, etwa zweieinhalb Jahre. Der Oberbefehlshaber der französischen Truppen,
General Mortier, ließ jedoch in der Verwaltung des Landes keine Änderung
eintreten, die alten Behörden blieben durchweg bestehen. Doch die vielen
Einquartierungen, Truppendurchmärsche, Kriegsfuhren und die Besetzungskosten
bedrückte die Bauern schwer.
Im Jahre 1804 wurde General Mortier abberufen, und an seine
Stelle trat General Bernadotte, der spätere Kronprinz von Schweden. Dieser
schonte die Bauern und Bürger, soweit er irgend konnte, und legte die drückenden
Abgaben mehr auf den Adel. Aber trotzdem hatten die Bauern unter den anderen
Kriegsdrangsalen noch schwer genug zu leiden. Besonders schlimm war das Jahr
1805, das zu allem andern Ungemach noch eine große Missernte brachte.
Im gleichen Jahre verließen die französischen Truppen das
Land, um an dem Krieg Napoleons gegen Österreich teilzunehmen. Nun kamen
vorübergehend preußische, schwedische und russische Truppen ins Land. Gegen Ende
des Jahres 1805 nahmen auf Betreiben Napoleons die Preußen das ganze
Kurfürstentum Hannover in Besitz und richteten die ganze Verwaltung nach
preußischem Muster ein. Doch schon im Oktober 1806, nach der Niederlage der
Preußen bei Jena und Auerstädt, nahm Napoleon ihnen das Land wieder ab, um es
dem französischen Kaiserreich einzuverleiben. Und nun begann die schwere Zeit
der Fremdherrschaft, die über sieben Jahre dauern sollte.
Als Napoleon dann 1807 das Königreich Westfalen gründete,
schlug er auch Hannover bis auf den nördlichen Teil dazu. Im Januar 1810 aber
wurde auch dieser nördliche Teil dem Königreich Westfalen einverleibt. Die
bisherige altüberlieferte Einteilung des Landes in Ämter und Amtsvogteien wurde
aufgehoben.
Das Lüneburger Land gehörte nun zum Arrondissement Lüneburg
im Departement der Elbmündungen. Das Gebiet unseres ehemaligen Amtes Winsen
wurde in die Kantone Garlstorf und Winsen geteilt. Jeder Kanton bestand aus
mehreren Mairien. Asendorf bildete mit 24 anderen Dörfern der Umgegend die
Mairie Garlstorf. Die Verwaltung des Kantons Garlstorf, vergleichbar mit einer
heutigen Samtgemeinde, führte ein aus zehn Mitgliedern bestehender Munizipalrat.
Dieser Munizipalrat war aus den Munizipalrats-Wahlen, die
Anfang 1812 im ganzen Lande stattfanden, hervorgegangen. Im Jahre 1811 wurde als
Vorbereitung für diese Wahlen und zur Feststellung der Wahlberechtigten zum
ersten Mal eine amtliche Volkszählung durchgeführt, die für Asendorf eine
Einwohnerzahl von 141 Bewohnern ergab.
Die Namen der Wahlberechtigten sind uns überliefert. Es sind
folgende:
geboren | gestorben | ||
Hof 1 | Höfner Hans Peter Beer | 31.7.1782 | 14.2.1860 |
Hof 2 | Höfner Peter Schierhorn | 14.7.1760 | 8.2.1834 |
Hof 3 | Höfner Joachim Peters | 12.1.1772 | 18.6.1852 |
Altvater Peter Lührs | 20.2.1748 | 26.1.1821 | |
Hof 4 | Höfner Johann Hinrich Flügge | 27.9.1790 | 27.4.1871 |
Altvater Johann Hin rich Flügge | 7.8.1749 | 19.3.1825 | |
Hof 5 | Peter Hinrich | 15.8.1759 | 12.4.1835 |
Hof 6 | Höfner Hans Hinrich Lührs | 5.10.1769 | 27.2.1821 |
Hof 7 | Johann Peter Kröger | 17.3.1789 | 18.12.1824 |
Hof 8 | Köthner Hans Jürgen Peters | 8.3.1775 | 1.3.1840 |
Hof 9 | Köthner Johann Peter Garbers | 27.8.1768 | 9.9.1844 |
Hof 10 | Köthner Clas Rieckmann | 14.4.1774 | 18.9.1844 |
Hof 11 | Anbauer Hans Hinrich Elling | 13.9.1783 | 29.10.1854 |
Hof 12 | Anbauer Peter Rieckmann | 16.1.1780 | 7.1.1849 |
Altvater Johann Jacob Rieckmann | 17.1.1754 | 28.1.1812 | |
Schulmeister Jürgen Hinrich Bockelmann | 3.2.1781 | 10.9.1845 | |
Häusler Hans Cohrs | April 1764 | 29.9.1813 | |
Einwohner Christoph Helmke | 7.10.1763 | 10.3.1840 | |
Häusler Christoph Homann | 6.5.1766 | 30.11.1826 | |
Kuhhirte Joachim Peter Homann | 2.12.1772 | 17.11.1832 | |
Einwohner Claus Köster | 8.3.1760 | vor 1832 | |
Einwohner Johann Hinrich Köster | 4.8.1778 | 20.1.1844 | |
Einwohner Johann Hinrich Maacke | 1767 | nach 1827 | |
Einwohner Christoph Meyer | 6.5.1776 | 29.11.1825 | |
Häusler Johann Hinrich Peters | 23.10.1752 | 27. 2.1834 | |
Häusler Matthias Peters | 11.9.1746 | 12. 9.1830 | |
Dachdecker Peter Peters | 8. 2.1746 | 2. 1.1829 | |
Schuster Johann Peter Rieckmann | 9. 9.1785 | 15.2.1855 | |
Schweinehirte Peter Christian Schierhorn | 21.3.1786 | 21.1.1859 |
Dieses sind die Namen der Vorfahren der heutigen Bewohner
Asendorfs.
Der Munizipalrat hatte die wenig beneidenswerte Aufgabe, die
Abgaben und Dienstleistungen der einzelnen Dörfer festzusetzen und für deren
Durchführung zu sorgen.
Die Verwaltung der Mairie Garlstorf lag in den Händen des
Maire Dietrich Cumme und seines Vertreters, des Maire adjoint F. Rusch. Der
Maire hatte die Verwaltungsgeschäfte über alle Dörfer seines Bezirkes zu leiten
und die Verhandlungen mit den Bauermeistern der einzelnen Dörfer zu führen. Das
war natürlich unter den gegebenen Verhältnissen ein recht unerquickliches Amt,
das seinem Inhaber viel Ärger, Aufregungen und Unannehmlichkeiten brachte. Auf
der einen Seite sollte er die von seinen vorgesetzten Stellen gegebenen Befehle
strikt durchführen, auf der anderen Seite aber hatte er das selbstverständliche
Bestreben, die Bauern, soweit es irgend in seiner Macht lag, in jeder Hinsicht
zu schonen.
Für die gesamte Verwaltung war künftig nur noch das
französische Gesetzbuch, der Code Napoléon, maßgebend, alles wurde nach
französischem Muster umgestaltet. Hierzu gehört auch die Einführung des bisher
unbekannten ,,Civilstandsregisters". Die Pastoren wurden als Zivilstandsbeamte
eingesetzt und mussten neben den Kirchenbüchern die neuen Zivilstandsbücher
führen. Als Zivilstandsbeamter für das Kirchspiel Hanstedt. also auch für
Asendorf, war der Hanstedter Pastor Kregel eingesetzt. Die von ihm
ausgefertigten Zivilstandsurkunden für die Zeit vom 1. Juli 1810 bis August 1811
sind uns erhalten geblieben. In Hanstedt wurden zwei Zivilstandsbücher geführt;
das eine enthielt alle ,,Proclamationen", d.h. Aufgebote, das andere alle
Heiraten, Geburten und Sterbefälle. Diese Bücher sind in familiengeschichtlicher
Hinsicht von großem Wert. Geben sie uns doch bei fast allen Eintragungen durch
die ausführlichen Angaben und insbesondere auch durch die Nennung von Zeugen
vielfach genauere Nachrichten über verwandtschaftliche Zusammenhänge, die sonst
meistens nur recht schwer festzustellen sind. Im folgenden soll eine solche
Urkunde, die sich auf Asendorfer Einwohner bezieht, im Wortlaut mitgeteilt
werden:
1. Geburtsurkunde aus den "Urkunden des Civilstandes von dem
Kirchspiele Hanstedt des Cantons Garrlstorf in dem Distrikte Harburg des
Departements der Niederelbe auf das Jahr Eintausend achthundert und Eilfe":
,,Im Jahre eintausend, achthundert und zehen, den neunzehnten
December, Mittags um ein Uhr, erschien vor mir, Friedrich Ludolph Kregel, dem
Prediger und Civilstands-Beamten im Kirchspiel Hanstedt. des Cantons Garrlstorf
des Departements der Niederelbe, der Kuhhirte Joachim Peter Homann, aus
Asendorf, hiesiges Kirchspiels, neun und dreißig Jahr alt. zeigte ein Kind
männlichen Geschlechts vor, geboren den sechszehnten dieses Monaths, Morgens um
fünf Uhr, und erklärte: daß solches von ihm mit seiner Ehefrau, Cathrine
Margrethe gebornen Helmstieg erzeugt worden sey, und dem er die Namen Peter
Christoph beygelegt haben wolle. Diese Vorzeigung und Erklärung ist geschehen in
Gegenwart des Einwohners Joachim Matthies Brüggemann. allhier in Hanstedt, und
des Schusters und Einwohners in Asendort. Johann Peter Rieckmann, von welchen
der Erstere fünf und vierzig. der Letztere aber fünf und zwanzig Jahr alt ist,
und habe ich darüber diese Urkunde in Gegenwart des Vaters und der beyden Zeugen
aufgenommen, und ist dieselbe hierauf, nach vorher gegangener Vorlesung von mir
und den beyden Zeugen, da der Vater des Schreibens unkundig, unterschrieben
worden.
Friedrich Ludolph Kregel
Prediger des Kirchspiels Hanstedt
Jochim Matties Brügmann
Johann Peter Rickmann.
Nach etwa zehnjähriger Fremdherrschaft zogen sich die
französischen Truppen nun zurück, da ein russisches Heer im Anmarsch war. Von
Pommern her marschierte General Morand mit seinen Truppen bei Zollenspieker über
die Elbe nach Tostedt, um von dort aus gegen Lüneburg zu ziehen. Am 27. März
1813 bezog er ein Lager bei Asendorf, und zwar auf der Anhöhe bei Drumbergen, um
am nächsten Tage über Dierkshausen und Hanstedt weiter zu rücken. Um den
Abmarsch der Franzosen zu beobachten, hatten sich die Asendorfer vor dem Dorf
versammelt. Die Franzosen aber hielten die hier Versammelten für russische
Soldaten, richteten ihre Geschütze auf sie und feuerten einen Schuss ab, durch
den aber glücklicherweise niemand verletzt wurde; jedoch wurde dabei eine Tanne
auf dem Hof des Höfners Lühr (Hof 6) zersplittert. Die Asendorfer verschwanden
nun schleunigst, so dass sich weiter kein Unglück ereignete.
Nach altüberlieferten Erzählungen soll in der Nähe von
Asendorf ein Gefecht zwischen Russen und Franzosen stattgefunden haben, wobei
drei Russen fielen. Sie sollen an dem Krähenberg begraben sein, und zwar, wie
heute noch erzählt wird, nach russischer Sitte senkrecht mit dem Kopf nach
unten. Von sonstigen Kämpfen in der Umgebung Asendorfs ist nichts bekannt.
Nach anfänglichem Abzuge kehrten die Franzosen bald noch
einmal ins Land zurück und bedrückten die Bevölkerung von neuem, bis sie endlich
Ende Mai 1814 für immer das Land verlassen mussten. Die alten
Verwaltungsbehörden übernahmen wieder ihre Ämter, und bald trat die alle Ordnung
wieder in ihre Rechte ein. Nur die. durch Fremdherrschaft verursachte, ungeheure
Verschuldung und Verarmung der gesamten Bevölkerung blieb noch bestehen, und es
dauerte viele Jahre, bis sich das Land von den Nachwirkungen der schweren Zeit
einigermaßen erholt hatte.
Am 7. Sonntag nach Trinitatis 1814 läuteten überall im ganzen
Hannoverland die Glocken, und in allen Kirchen feierte man mit innigsten
Dankgebeten die Wiederkehr des langersehnten Friedens.
Die Asendorfer gedachten 1913 der 100jährigen Wiederkehr
dieses Friedens mit der Errichtung eines Gedenksteines. In der Schulchronik
finden wir folgenden Eintrag:
,,Im Laufe des Monats Mai 1913 wurde das Denkmal zur
Erinnerung an 1813 errichtet. Den Stein lieferte Chr. Kaiser. Wesseloh hatte den
Transport des Steines übernommen. Hierfür bekam er von der Gemeinde 100 Mk.
Maurer Brauel aus Hanstedt hat den Bau des Denkmals ausgeführt. Am 19. Oktober
fand die Einweihung des Gedenksteines statt. Das Dorf war an dem Tage mit Fahnen
und Ehrenpforten reichlich ausgeschmückt. An der Feier nahmen auch die Vereine
von Jesteburg (Krieger- und Schützenverein) teil. Es wurde zunächst ein Umzug
gemacht, danach fand die Feier am Gedenkstein statt. Nach der Festrede wurde das
Denkmal enthüllt. In Matthies Gasthaus fand die weitere Feier statt."
Das Denkmal trug eine Tafel mit der Inschrift:
,,Dem Volke von 1813 in Treue das Volk von 1913."
Die Tafel ist der Gemeinde von der Firma Leser, Hamburg, als
Geschenk überreicht worden. Dr. Bünz (Drumbergen) unterstützte den Bau des
Denksteins durch eine Geldspende.
Die Eiche hinter dem Denkstein wurde zur Erinnerung an das
25jährige Regierungsjubiläum Kaiser Wilhelms II. gepflanzt.