Der Name Asendorf und die Frühgeschichte des Ortes

Nach der bisherigen Darstellung darf man annehmen, dass die Siedlung Asendorf um 800 n.Chr. entstanden ist. Es war zunächst der Sitz eines Sippenverbandes (Dorf, altdt. thorpe = Volkshaufen, Menge, Versammlung). Der heutige Name Asendorf kommt nicht nur hier in der Heide, sondern auch bei Bruchhausen-Vilsen, bei Halle und im Lipperland vor. Über das Vorwort ,,Asen" gibt es Spekulationen. Es könnte langobardischen Ursprungs sein, denn bei ihnen gab es angeblich einen Personennamen ,,Aso" oder ,,Anso". ,,Asen" könnte aber auch mit der germanischen Mythologie und Religion in Zusammenhang stehen. Diese Auffassung spiegelt sich auch in dem Wappen der Gemeinde Asendorf wider. Eine weitere Vermutung ergibt sich aus einer alten Karte, auf der der Ort als ,,Auendorf" (das Dorf an der Aue/Ouwe) eingetragen ist. In der geschichtlichen Darstellung des Mittelalters und der frühen Neuzeit hat der Name verschiedene Schreibweisen erfahren: Asendorpe (1296), ?Hassendorpe ? (um 1300), Assendorpe und Asendorpe (1450), Asendorpp (1533), Asendorp (1563), Asendorff (1616), Asendorf (seit 1800).
In welcher Abhängigkeit befand sich nun Asendorf im Mittelalter, d.h. nach der Christianisierung des Landes um 800? Nach Andreae de Mandslo Registrum Ecclesiae Verdensis (vor 1585) gehörte zu den Gütern von Verden "una domum Asenthorpe" (ein Haus in Asendorf). Um 1150/55 gehen die Besitzungen an Heinrich den Löwen und durch ihn an den Grafen von Schwerin. Die Wechsel der Besitzverhältnisse von Asendorf im Mittelalter lassen sich nicht mehr genau nachvollziehen.
Nach den Aufzeichnungen des Chronisten Lühr erscheint erstmals ein genaues Datum in dem Lüneburger Amtsbuch ,,Donatur antiquus", wo 1296 ein Neubürger von Lüneburg Elurdus (Ehlert oder Ehlus) von Asendorpe verzeichnet ist. Es handelt sich wohl nicht um einen Mann adligen Geblüts, sondern lediglich um eine Herkunftsbezeichnung der Person.
Im Urkundenbuch des Bistums Verden (Urk. 433) wird Asendorf (Asenthorpe) jedoch bereits im Jahre 1252 erwähnt.
Am 14. April 1323 verkauft der Gutsherr Ludolf IV. von Estorf dem Kloster Lüne in Lüneburg für 33 Mark einen Hof in Asendorf, der von dem ,,Colonus"' (Pächter oder Ansiedler) Hermann, seiner Frau und deren Schwestern bewirtschaftet wird. Im Lüneburger Lehnregister von 1360 werden in Asendorf drei Höfe verzeichnet. Das Winsener Schatzregister von 1450 nennt unter Asendorf zwei Vollhöfe, zwei Halbhöfe und eine Kothe. Davon gehörten zwei Vollhöfe und ein Halbhof zum Goh Salzhausen, ein Halbhof zur Acht Ramelsloh. Die Vollhöfe bildeten jeweils den alten Kern des Dorfes. Die Halbhöfe entwickelten sich durch spätere Teilung der Vollhöfe. Die Kothen (Köthner) entstanden erst später. Die im 17. und 18. Jahrhundert hinzugekommenen Brinksitzer mussten außerhalb des Dorfes siedeln. Anbauerstellen entwickelten sich nach 1800 und Abbauerstellen nach der Gemeinheitsteilung in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Eine weitere urkundliche Erwähnung des Ortes Asendorf finden wir in der Chronik von Lühr:
Die ersten für Asendorf nachweisbaren Grundherren sind die Grafen von Schwerin. Dieses zur Hauptsache im Mecklenburgischen begüterte Adelsgeschlecht besaß nach einer aus der Zeit um 1290 stammenden Urkunde zahlreiche Güter auf dem linken Elbufer, unter anderem auch in Asendorf. Um welche Güter es sich hierbei im einzelnen handelt, ist leider nicht bekannt. Wahrscheinlich sind diese Güter Schenkungen Heinrichs des Löwen für ihm geleistete Kriegshilfe gewesen. Die Grafen von Schwerin haben aber anscheinend ihre Güter bald an andere Grundherren abgetreten, denn sie waren in späteren Urkunden nicht mehr genannt.
Kurze Zeit später, gegen Ende des 13. Jahrhunderts, finden wir die Grafen von Wölpe, ein mitteldeutsches Adelsgeschlecht, als Gutsherren in Asendorf. In dem Verzeichnis der ,,Wölper" in der ,,Lüneburger Lehnsrolle", die gegen Ende des 13. Jahrhunderts aufgestellt wurde, heißt es unter Nr.1059: ,,Her Cunrat unde her Ludolf van Estorpe desse Dorpmarke in Hassendorpe".
Das bedeutet also, dass zu der genannten Zeit die Grafen von Wölpe den Adligen Konrad und Ludolf von Estorf Besitzungen in Asendorf zu Lehen gegeben haben. Aber auch diese Grafen erscheinen später nicht mehr als Grundherren in Asendorf. Wahrscheinlich haben die von Estorf bald die Grundherrschaft über ihre bisherigen Lehen erworben, denn zu jener Zeit waren alle Bestrebungen der Lehnsmänner darauf gerichtet, selbst in den Besitz der Grundherrschaft zu gelangen.
Jedenfalls erscheinen von dieser Zeit an bis in die 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts hinein die von Estorf als Grundherren in Asendorf. Die v. Estorf sind ein altes Adelsgeschlecht, das schon zur Zeit Heinrichs des Löwen im Lüneburgischen reich begütert war. Sie saßen und sitzen auch heute noch auf den adligen Gütern von Barnstorf und Veerßen. Über die Grundherrschaft der v. Estorf sind uns verschiedene Urkunden oder Aufzeichnungen erhalten geblieben, die uns folgende Nachrichten übermitteln:

1307 1. Mai verkauft Konrad 1 von Estorff einen Hof in Asendorff an das Kloster Lüne.
1323 14. April verkauft Ludolf IV von Estorf einen weiteren Hof an das Kloster für 33 Mark; dieser Hof wurde von dem colonus Hermann, seiner Frau und deren Schwestern bewirtschaftet.
1343 12. März tauscht Otto II von Estorf mit seinem Bruder Echardus VI von Estorf einen halben Hof in Bechtorpe (Bargtorf) gegen einen halben Hof in Asendorf.
1360 sind im Lüneburger Lehnsregister für Olde Eghart III von Estorf drei Höfe zu Asendorf eingetragen.
1453 14. April bestimmt Egghard XI von Estorf einen Hof in Asendorf als Leibzucht für seine Gattin Hilla.
1465 29. April wurde die Witwe Egghards von Estorf von dem Herzog Otto von Lüneburg mit diesem Hof begnadet.
1533 8. Aug. belehnt Herzog Ernst von Braunschweig-Lüneburg nach dem Lüneburger Hauptlehnsbrief der Gesamtlehen Otto VI von Estorf u.a. im Amt Winsen mit vier Höfen in Asendorf.
1627 2. Juli ,,ist Asendorf, worin ich (Otto VII von Estorf) 3 Leute wohnen gehabt, ausgebrannt".

Danach ist also wenigstens zeitweise auch das Kloster Lüne in Lüneburg Grundherr über einzelne Höfe in Asendorf gewesen, doch scheinen diese Höfe bald wieder in andere Hände übergegangen zu sein. In dem Amtslagerbuch des alten Amtes Winsen an der Luhe aus dem Jahre 1681, das genaue Angaben über jeden einzelnen Hof enthält, finden wir zum ersten Male die Grundherren aller Höfe verzeichnet. Danach gehörten den von Estorf drei Höfe in Asendorf, und zwar die Höfe 1, 3 und 4. Im Jahre 1731 kommt noch ein weiterer Hof, nämlich die in diesem Jahre auf einer wüsten Stätte erbaute Brinkkothe, heute Nr.10, hinzu.
Neben den von Estorf erscheinen in diesem Amtslagerbuch zum ersten Male die von Schenk zu Holm als Grundherren in Asendorf, und zwar die heutigen Höfe 2, 5, 6, 7 und 9. Dieses aus Süddeutschland stammende Adelsgeschlecht kam in der 1. Hälfte des 17. Jahrhunderts in den Lehnsbesitz der Güter Lindhorst und Holm. Das Gut Lindhorst hatten ursprünglich die ,,von dem Berge" zu Lehen. Als dieses Geschlecht im Jahre 1623 mit Fritz von dem Berge ausstarb, ging das Gut ,,vermöge einer Lehns-Exspectanz" (d.h. Lehnsanwartschaft) auf Wilhelm von Hodenberg über. Dessen Tochter heiratete 1634 den Freiherrn Friedrich von Schenk von Winterfeld und brachte ihm das Rittergut Holm zu. Dieser von Schenk erhielt 1642 für treu geleistete Dienste vom Herzog das freie Gut Lindhorst. Damit gingen auch die Besitzungen und Rechte beider Güter. also auch die Grundherrschaft über die oben genannten fünf Höfe in Asendorf auf die von Schenk über. Nur eine Kothe in Asendorf heute Nr.8 - war sogenanntes ,,Herreneigentum", das heißt, Grundherr war der Herzog selbst, der seine Grundherrenrechte durch das Amt Winsen an der Luhe ausüben ließ.
So haben wir also in Asendorf vom 17. Jahrhundert an bis zur Ablösung der Grundherrschaft drei Grundherren. Ein Wechsel trat später nicht mehr ein. Wenn auch diese Grundherrschaft sich in Hannover nirgends so drückend auswirkte, wie in anderen Gebieten Deutschlands. so tauchten doch, hauptsächlich im Zeitalter der Aufklärung, immer wieder Bestrebungen auf, dieses Untertanen- und Abhängigkeitsverhältnis abzuschütteln. Selbst die hannöversche Regierung und der König unterstützten diese Bestrebungen, denn sie wussten wohl, dass ein freier Bauernstand weit größerer Leistungen fähig war als der unfreie Bauer, der eigentlich nur für den Grundherrn arbeitete. Aber erst die Ablösungsgesetze aus der Mitte des 19. Jahrhunderts boten endlich die Möglichkeit, die Grundherrschaft gänzlich zu beseitigen. Damit wurde der Bauer endlich wieder freier und erblicher Besitzer seines Hofes. wie er es vor mehr als 1000 Jahren bereits gewesen war.