Über die Schule von
Asendorf finden wir nach dem Chronisten Lühr folgende
Eintragungen in den Dorfakten und Material aus der
Schulchronik.
Lange war die alte Schulchronik der Zeit
bis 1945 verschollen. Die beiden Bände von 1872 bis 1908 und
von 1909 bis 1945 haben sich im Nachlass des ehemaligen
Lehrers, Herrn Mangliers, nun doch angefunden und liegen wie
auch der dritte Band von 1945 bis zur Schließung der Schule
im Original im Archiv der Gemeinde Asendorf. Eine Abschrift dieser Dokumente stellen
wir über die Links
Schulchronik I,
Schulchronik II und
Schulchronik III dem Leser zur Verfügung.
Von Arthur Lühr
(FB 245, 246, 247 und 249
Die Volksschule ist ein Kind der Kirche. Bereits der
Frankenkaiser Karl hatte nach der Unterwerfung des
Sachsenlandes und Einführung des Christentums von den
Geistlichen gefordert, dass sie in den Dörfern und Städten
und auf den Höfen unentgeltlich Schule halten sollten. Ob
und wieweit diese Verordnung tatsächlich durchgeführt worden
ist, ist nicht bekannt, denn Nachrichten darüber sind
nirgends vorhanden. Die Anordnung wird wohl durch die vielen
kriegerischen Ereignisse, die sich in späteren Zeiten im
Lüneburger Lande abspielten, in Vergessenheit geraten sein.
Erst die Reformation gab neuen Antrieb für die Errichtung
von Schulen auf dem Lande. Im Lüneburgischen wurde bei der
1565 abgehaltenen Generalvisitation der Kirchen dem
Schulwesen besondere Beachtung geschenkt. Allerdings ist in
der Instruktion für die Visitatoren nur die Rede von Schulen
in den Städten und Flecken; von den Dörfern ist darin noch
nichts gesagt.
Erst die 1. Lüneburger Schulordnung von 1654 gab die
Grundlage für die Errichtung der Landschulen. Die wichtigste
Bestimmung dieser Schulordnung war die ‚Einführung des
allgemeinen Schulzwanges für alle Kinder vom 6. Bis zum 12.
Lebensjahr. Diesem Zwang aber setzte die Landbevölkerung
allerschärfsten Widerstand entgegen, da sie ihre Kinder
bereits in jungen Jahren zu land- und hauswirtschaftlichen
Arbeiten – besonders zum Viehhüten – benötigte. Dadurch
unterblieb an manchen Orten die Einrichtung von Schulen, bis
sie schließlich durch Androhung von scharfer Geldstrafen
erzwungen wurde.
Wann die Schule in Asendorf gegründet wurde, ist nicht genau
festzustellen. In der Hanstedter Pfarrchronik sind im Jahr
1668 bereits in verschiedenen Dörfern des Kirchspiels
Schulen angegeben, Asendorf jedoch fehlt; es hatte damals
also noch keine Schule. Im Hanstedter Kirchenbuch wird zum
ersten Male im Jahre 1714 ein Schulmeister Jacob
Ditmers
erwähnt, der in diesem Jahre heiratete. Jedoch ist vor ihm
schon sein Vater als Schulmeister in Asendorf tätig gewesen;
denn das Sterberegister von 1728 meldet, dass der „gewesene
Schulmeister Lüdeke
Ditmers, 73 Jahre alt gestorben“ sei. Da dieser
Lüdeke Ditmers 1679 heiratete, ist anzunehmen, dass er
bereits vor diesem Jahre Schulmeister geworden ist.
Wahrscheinlich ist er sogar der erste Lehrer in Asendorf
überhaupt gewesen.
Zur Schulgemeinde Asendorf gehörten von Alters her das Dorf
Asendorf selbst, ferner der Hof Schmalenfelde und später die
Abbauerstelle Drumbergen. Zu Ostern 1908 wurde die Ortschaft
Dierkshausen an die Schulgemeinde Asendorf angeschlossen,
während der Hof Schmalenfelde zu Marxen kam.
Der Unterricht fand ursprünglich in den einzelnen
Bauernhäusern meistens abwechselnd statt. Eigene Schulhäuser
errichtete man erst später. In Asendorf wird ein Schulhaus
zum ersten Male im Lagerbuch des Amtes Winsen a/d. Luhe im
Jahre 1723 als schon bestehend erwähnt. Es lag damals im
nordöstlichen Teil des Dorfes am Wege nach Marxen (heutiges
Grundstück Nr. 15). Das Lagerbuch fügt hinzu „Dazu gehöret
keine Länderey“. 1769 besaß die Schule aber schon 2 ½ Morgen
Ackerland und ½ Morgen Garten. In einem Bericht aus dem
Jahre 1788 sagt Pastor Müller, Hanstedt: „Ist ein eigenes
Schulhaus vorhanden, wobei ein guter Garten, 3 Stück
Ackerland und eine kleine Wiese von 1 Fuder Heu und ½ Fuder
Nachmadt“. 1790 erhielt die Schule durch Überweisung von der
Gemeinde noch weitere 3½ Morgen Ackerland, 1¼ Morgen Wiesen
und 1/3 Morgen Garten hinzu.
Das Schulhaus war, wie überall im Lüneburger Land, klein und
dürftig. Es enthielt außer der Schulstube die Wohnung des
Lehrers, bestehend aus 1 kleinen Stube und 1 Kammer. In
einem Bericht aus dem Jahre 1810 sagt Pastor Kregel aus
Hanstedt, die Asendorfer Schulstube sei „geräumig und
helle“. 1819 heißt es über den Zustand des Schulhauses: „Es
ist ziemlich, wann es gebauet, weiß sich Niemand zu
erinnern“. Nach dem gleichen Bericht war das Schulhaus zu
100 Reichsthalern bei der Brandkasse versichert.
Da die Schule infolge des ständigen Anwachsens der
Kinderzahl allmählich zu klein geworden war und auch zu
unbequem lag, beschloss die Gemeinde im Jahre 1840 mit
Zustimmung des Königlichen Konsistoriums die Errichtung
eines neuen Gebäudes und die Verlegung an einen bequemeren
Platz. Als Platz für den Neubau nebst Hofraum und Garten
hatte man einige Stücke Landes im sog. Düsternbrook
ausersehen, die dem Höfner Peters (Nr.3) und dem Brinksitzer
Rieckmann (Nr. 10) gehörten. Nach längeren Verhandlungen
erklärten sich beide zur Abtretung von 119 Quadratruthen
Land an die Gemeinde bereit. Der Gutsherr Rittmeister von
Estorff gab seinen gutsherrlichen Konsens, jedoch unter der
Voraussetzung, „das beiden vollständige Entschädigung an
Grund und Boden durch Ausweisung gleichwertiger Flächen aus
der Gemeinheit zu Theil werde“. Peters und Rieckmann
erhielten völlige Entschädigung durch Zuweisung von
entsprechenden Landstücken in dem von der Dorfschaft
angekauften Forstgrunde im sog. Holze. Der Bau begann im
Jahre 1841. Die Maurerarbeiten führte der Vollhöfner Peter
Heinrich Hartig aus Seppensen, die Tischlerarbeiten der
Tischlermeister Peter Heinrich Garbers aus Brackel.
Letzterer erhielt nach einer noch vorliegenden Rechnung für
seine Arbeiten 105 Thaler Courant am 19.5.1842 ausbezahlt.
Hartig lieferte auch die Ziegelsteine. Wegen dieser Steine
jedoch kam es bald zu einem Streit zwischen der Gemeinde
Asendorf und Hartig. Die Gemeinde bemängelte die gelieferten
und im Vorderhause gesetzten Ziegelsteine und hielt sie „für
gar zu schlecht und fast unbrauchbar“. Da der Bau aber doch
notwendig fortgehen musste, erklärte sich Hartig nach
einigem Hin und Her schließlich bereit, die innerhalb von 10
Jahren schadhaft gewordenen Ziegelsteine unentgeltlich zu
ersetzen und auf seine Kosten einmauern zu lassen. 1842 war
der Neubau beendet und der Pastor von Hanstedt weihte die
neue Schule ein.
Das alte Schulhaus kaufte bald darauf Friedrich Baring aus
Schneverdingen und errichtete dort mit einem Stückchen Land
aus der Gemeinheit im Jahre 1845 eine Abbauerstelle, die
heutige Stelle Nr. 15.
Die im Jahre 1852 beendete Gemeinheitsteilung und
Verkoppelung brachte auch der Schule Zuwachs an Ländereien.
Die Schule besaß jetzt:
110 |
Qu.R. |
Gartenland |
||
4 |
Morgen |
8 |
" |
Ackerland |
3 |
" |
11 |
" |
Wiesen |
13 |
" |
85 |
" |
Angerboden |
68 |
" |
55 |
" |
Heidboden |
17 |
" |
unbrauchbares Land. |
Zu den Kosten der Teilung und Verkoppelung musste die Schule
insgesamt 13 gge. 6 Pfg. beitragen.
Im Jahre 1877 gehörten zur Schule folgende Ländereien:
Hektar |
Ar |
qm |
|||
1. |
Gartenland beim Hause |
||||
2. |
Gartenland belegen in den Söhlen |
||||
3. |
Ackerland belegen |
||||
a) |
in Horn |
71 |
77 |
||
b) |
bei den Kämpen |
26 |
21 |
||
c) |
in den Söhlen |
35 |
82 |
||
d) |
daselbst |
1 |
12 |
27 |
|
e) |
hinter dem Suhrfelde |
24 |
|||
4. |
Wiesenland belegen |
||||
a) |
im Horn |
49 |
36 |
||
b) |
in den tiefen Wiesen |
27 |
74 |
||
c) |
in den Söhlen |
7 |
64 |
||
5. |
Torfmoor belegen in dem Wittenrehm |
47 |
42 |
||
6. |
Waldungen |
nichts |
|||
7. |
Unkultivierte Länderei belegen |
||||
a) |
im Horn |
28 |
61 |
||
b) |
beim Drumbergen |
11 |
74 |
64 |
|
c) |
bei der Hafkla |
24 |
46 |
||
d) |
daselbst |
2 |
61 |
||
e) |
in den Kämpen |
51 |
98 |
||
f) |
hinter dem Suhrfelde |
1 |
4 |
6 |
|
g) |
im Südmoor |
46 |
32 |
||
h) |
daselbst |
|
36 |
3 |
|
Summa |
21 |
53 |
36 |
In der Nacht vom 10. auf 11. September 1884 fiel das
Schulhaus einem Brandunglück zum Opfer; es brannte bis auf
den Grund nieder.
Der obdachlos gewordene Lehrer wurde mit seiner Familie
vorläufig bei dem Häusling und Zimmermann untergebracht
gegen einen Mietbetrag von RM 48,-- jährlich, den die
Gemeinde zahlte. Für die Abhaltung des Unterrichts erklärten
sich 3 Vollhöfner bereit, auf je ¼ Jahr abwechselnd einen
geeigneten Raum in ihren Häusern gegen eine entsprechende
Vergütung zur Verfügung zu stellen. Der Bau des neuen
Schulhauses begann im Frühjahr 1885 und wurde im Herbst
desselben Jahres beendet, so dass es im Oktober wieder
bezogen werden konnte. Am 3. Dezember 1885 wurde das neue
Schulhaus im Beisein der Gemeindemitglieder und des
Schulvorstandes durch Pastor Wecken, Hanstedt feierlich
eingeweiht.
Am 7. Juni 1896 schlug bei einem starken Gewitter der Blitz
in das Schulhaus ein, zertrümmerte einen Pfosten und einen
Sparren. Zwar zündete der Blitz, da das Feuer aber zu wenig
Nahrung hatte, konnte es schnell gelöscht werden, da der
Lehrer gerade auf dem Boden war und sofort Leute herbeiholen
konnte.
Das neue Schulgebäude genügte im Allgemeinen für seine
Zwecke in jeder Weise. Nur im Winter klagte man darüber,
dass der Ofen in der Schulstube nicht genügend Wärme
ausstrahlte. Um diesem Übel abzuhelfen, ließ die Gemeinde im
Sommer 1901 vor sämtlichen Fenstern der Schulstube
Doppelfenster anbringen.
Im Herbst 1902 wurde im Garten westlich von der Küchentür
ein neuer Brunnen gegraben und in der Küche der
Lehrerwohnung eine neue Pumpe gesetzt.
Nach einer von der Regierung geforderten Schätzung wurde im
Jahre 1906 der Wert des Schulgebäudes auf RM 13 000 und der
Wert der zur Schule gehörenden 25 ha Länderei auf RM 10 000
beziffert. Als zu Ostern 1908 die Ortschaft Dierkshausen der
Schulgemeinde Asendorf angeschlossen wurde, wuchs die
Kinderzahl von etwa 47 auf 62. Die Schulstube war jedoch
dafür zu klein, so dass vorläufig Halbtagsschule
eingerichtet wurde. Da dieser Zustand jedoch nicht
fortdauern konnte, beschloss der Schulvorstand im Jahre 1911
einen Erweiterungsbau. Dieser Bau wurde in den großen
Schulferien ausgeführt, so dass der Unterricht keine Störung
erlitt. Nach Süden wurde das Haus um 5 m verlängert, wovon
3 m auf die Vergrößerung der Schulstube und 2 m für den
neuen Eingang für die Kinder verfielen. Das erweiterte
Schulzimmer erhielt auch einen 2. Ofen. Die Gesamtkosten
des Baues betrugen RM 3400.
Da die Zahl der Kinder auch weiterhin stieg, beschloss der
Schulvorstand im Jahre 1923 die Errichtung einer 2.
Lehrerstelle. Aus 2 Räumen der Lehrerwohnung richtete man
eine 2. Schulklasse ein. Als Ersatz für diese beiden Räume
erhielt der Lehrer einen von den bisherigen großen
Schulstube abgetrennten Raum, die als Stube eingerichtet
wurde. Der 2. Lehrer wohnte im Dorf. Im Jahre 1933 jedoch
beschloss der Schulvorstand, oben im Schulhause eine Wohnung
für den 2. Lehrer einzurichten. Infolge der Schwierigkeit
der Materialbeschaffung und der Überlastung der Handwerker
mit Arbeit konnte der Umbau erst 1935 ausgeführt werden. Am
15. Juni 1935 bezog der 2. Lehrer Bohn die neue Wohnung. Die
Kosten dieses Umbaus betrugen RM 4 250.-.
Für uns ist es heute eine Selbstverständlichkeit, dass die
Kinder ihre Schule regelmäßig und täglich besuchen. Das war
früher anders. Die Bauern konnten sich mit dem von der
Regierung angeordneten Schulzwang nicht recht befreunden, da
sie ihre Kinder zum Viehhüten und zu verschiedenen
häuslichen Verrichtungen dringend benötigten. Sie schickten
die Kinder in die Schule , wann es ihnen passte. Um diesem
Übelstand abzuhelfen, hielt die Regierung die Eltern durch
Verordnung von 1734 mit allem Nachdruck dazu an, die Kinder
regelmäßig in die Schule zu schicken; Widerspenstige sollten
unter Umständen sogar mit Gefängnis bestraft werden. Doch
selbst diese Strafandrohung half nichts, der Widerstand
wurde immer stärker, sodass sich die Regierung 1738 genötigt
sah, ihre früheren Anordnungen erheblich zu mildern. Zum
mindesten aber im Winter mussten die Kinder regelmäßig zum
Schulbesuch angehalten werden. Im Sommer sollte zwar auch 2
mal in der Woche Unterricht stattfinden, doch auch hierbei
wurden vielfach Ausnahmen gestattet. Die Schulberichte der
folgenden Zeit lassen erkennen, dass der Schulbesuch im
Winter sehr gut, im Sommer dagegen recht mangelhaft war.
Dieser Zustand blieb bis etwa um die Mitte des 19.
Jahrhunderts bestehen. Erst die preußische Regierung sorgte
nach der Einverleibung Hannovers im Jahre 1866 für die
Einführung des wirklich regelmäßigen Schulbesuchs.
Der Unterricht in den Dorfschulen erstreckte sich
ursprünglich zur Hauptsache auf Katechismuslehre und Lesen;
die Kinder sollten den Katechismus mit Verstand beten und
gedruckte deutsche Schrift lesen können. Schreiben und
Rechnen kamen erst viel später hinzu und waren noch zu
Beginn des 19. Jahrhunderts Wahlfächer. Das Schreiben galt
zu jener Zeit als eine Kunst. Es war viel, wenn die größeren
Kinder wenigstens ihren Namen schreiben konnten. Als ganz
besonders klug galten diejenigen, die es fertig brachten,
einen ganzen Spruch nachzuschreiben. Das Rechnen lernten nur
ganz wenige Kinder, da, wie ein Schulbericht mitteilt, „die
Eltern es um deswillen als unnötig ansehen, weil sie selber
ohne allen erhaltenen Unterricht geschwinde und sicher genug
im Kopfe rechnen könnten und das auch praktisch ihre Kinder
lehrten“. In anderen Berichten heißt es, dass nicht einmal
alle Lehrer etwas vom Rechnen verständen. Wie mag es da erst
bei den Kindern ausgesehen haben? Nicht viel anders war es
mit der Orthographie. Berichtet doch Pastor Kregel,
Hanstedt, 1794 einmal: „von der Orthographie haben die
wenigsten Lehrer einen Begriff… und das es bei den
Schulmeistern äußerst schwer halte, ihnen richtige und
haftende Begriffe von der Orthographie beizubringen.
Als zu Beginn des 19. Jahrhunderts den Kindern auf Anordnung
der Regierung auch gemeinnützige Kenntnisse – insbesondere
Geographie und Naturgeschichte beigebracht werden sollte,
machte sich bei der Bevölkerung überall Widerstand
bemerkbar. Pastor Kregel sagt in seinem Schulbericht von
1813 hierüber folgendes: „Die sämtlichen Schulgemeinden
haben für die neuen Verbesserungen des Schulunterrichts
immer nur noch wenigen Sinn… Geographie und Naturgeschichte
insbesondere sind die Steine des Anstoßes, über welche sie
nicht hinwegschreiten können, ohne zu stolpern. Geographie,
sagen die Alten, was mag sie unsern Kindern nützen? Ohne
alle Kenntnis derselben wissen wir die Wege nach den
Städten, wo wir unsern Überfluss absetzen, mit allen ihren
Richt- und Nebenwegen bey Tag und Nacht zu finden. Und
Naturgeschichte von Thieren, von denen unsere Kinder
vielleicht ebenso wenig als wir, je eines zu sehen bekommen,
wozu soll die ihnen dienen? Die Natur derjenigen Thiere
aber, mit welchen wir und unsere Kinder umgehen, unsere
Pferde, Ochsen, Kühe, Schafe und Schweine usw., ja auch die
wilden Thiere, die uns umgeben, kennen wir gut genug, lernen
unsere Kinder von uns kennen, und bedürfen dazu keines
Unterrichts in der Schule. Und ich bekenne freymütig, dass
ich nichts habe, was ich diesem entgegensetzen könnte. ….
Die Eingepfarrten der hiesigen Gemeinde sind wahrlich von
aller thierischen Rohheit weit entfernt; es sind weder
Guronen noch Iroquesen, weder Samojeden noch Kamptschaden,
weder Patagonier noch Feuerländer. Meine größte Klage ist
vielmehr die, dass sie jetzt leider zu civilisiert sind“.
Also selbst der Pastor als Schulinspektor hielt die
Verbreitung von gemeinnützigen Kenntnissen für überflüssig.
Bei dem ganzen Unterricht wurde in der Auswahl des
Lehrstoffes überhaupt weitgehend auf die „künftige
Bestimmung der Kinder“ Rücksicht genommen. Pastor Kregel
erwähnt hierzu, dass die „hiesigen Kinder Bauern, Knechte,
Mägde oder Tagelöhner würden, dass kaum ein Junge die Gegend
verließe und kaum einer ein Handwerk erlerne und darauf
würde Rücksicht genommen.“ Die streng kirchlich empfindenden
Bauern betrachteten die Schule als eine rein kirchliche
Einrichtung und da genügte es, dass die Schule den Kindern
die Lehre des Katechismus und der Bibel und das Lesen
vermittelte, alles andere galt als überflüssig.
Die Unterrichtssprache wird zur Hauptsache die plattdeutsch
gewesen sein. Pastor Kregel berichtet darüber 1794: „im
Religionsunterricht und in der Zergliederung des Katechismus
wird hochdeutsch gesprochen, außerdem (d.h. bei den anderen
Unterrichtsfächern) würde es von den Aeltern und Kindern den
Schulmeistern als ein eitler Hochmuth sehr hoch angerechnet
werden, mancher darunter sich auch vielleicht sehr
lächerlich machen.“ Der Superintendent antwortete darauf.
Sie sollten immer hochdeutsch reden und haben es nicht zu
achten, wenn dies gleich auch anfangs von den Aeltern sollte
bespottet werden“.
An Schulbüchern gab es früher nur die Bibel, den Katechismus
und das Gesangbuch, alle andern Bücher wurden erst viel
später mit der Erweiterung der Unterrichtsfächer eingeführt.
Heute erstreckt sich der Unterricht auf alle Fächer, die
auch in den städtischen Schulen gelehrt werden.
Völlig unbekannt war früher der Unterricht in weiblichen
Handarbeiten und der Turnunterricht. Erst im Januar 1886
wurde in der Asendorfer Schule der Handarbeitsunterricht
eingeführt, den meistens die Frau des Lehrers erteilte.
Diese erhielt für den Unterricht RM 72.- im Jahr. Jedes an
diesem Unterricht teilnehmende Kind hatte dafür jährlich 1
Mark zu zahlen.
Zu Ostern des gleichen Jahres begann man in Asendorf mit dem
Turnunterricht, nachdem die erforderlichen Geräte wie
Turnstäbe, Barren und Reck angeschafft waren. In jeder Woche
wurden 2 Turnstunden abgehalten. 1909 begann man mit der
Einführung der 3. Turnstunde; doch sollte diese Stunde nicht
dem eigentlichen Turnen dienen, sondern es sollte eine
Spielstunde sein.
Jedes Schuljahr wurde kurz vor Ostern mit einer allgemeinen
öffentlichen Schulprüfung abgeschlossen, an der stets auch
die Eltern teilnehmen und sich von den Leistungen und
Kenntnissen ihrer Kinder überzeugen konnten.
Der Schulunterricht wurde gelegentlich einmal durch einen
kleinen Schulausflug und einmal im Jahr durch eine
Schulfeier unterbrochen. Es war die Feier zur Erinnerung an
den Sieg der deutschen Truppen bei Sedan und die
Gefangennahme des französischen Kaisers. Die Asendorfer
Schule beging diese Feier in der Regel gemeinsam mit den
Schulen der benachbarten Orte jeweils am 1. oder 2.
September. Die Feier begann mit einem Ausflug nach dem
vereinbarten Treffpunkt. Nach einer begeisterten Rede eines
der Lehrer über den Sinn dieser Feier erhielten die Kinder
Kaffee und Kuchen und dann ging es hinaus auf`s Feld zum
Spielen. Mit dem Singen einiger vaterländischer Lieder und
einem Hoch auf den Kaiser fand die Feier ihren Abschluss.
Mit dem Weltkrieg jedoch hörten diese Sedan-Feiern auf.
Im Jahre 1895 fand in der Asendorfer Schule zum ersten Male
eine gemeinsame Weihnachtsfeier statt, die den Kindern recht
viel Freude machte. An dieser Feier nahmen auch die Eltern
teil. Diese Weihnachtsfeier fand so viel Anklang, dass sie
regelmäßig in jedem Jahr sich wiederholte. Seit dem Jahr
1933 beteiligen sich die Schulkinder geschlossen an allen
nationalen Feiern. Im August 1937 veranstaltete die Schule
zum ersten Male eine größere 2-tägige Ausfahrt. Der Lehrer
fuhr mit 14 Kindern der 1. Klasse mit der Bahn nach
Wesermünde-Bremerhaven. Sie besichtigten dort den
Fischereihafen, die Hafenanlagen, die Fischauktion und das
im Hafen liegende Riesenschiff „Europa“. Für die Kinder war
dies natürlich ein ganz großes Erlebnis, hatten die meisten
doch kaum jemals ein größeres Wasser gesehen als die Seeve
bei Jesteburg. Im nächsten Jahr unternahm die Schule einen
Ausflug nach Kiel-Laboe-Timmendorfer Strand und besichtigten
dabei den Kieler Kriegshafen. Ferner wurden mehrfach
Theateraufführungen in Hamburg besucht. Welch ein
Unterschied zwischen früher und heute!
Mit dem Anwachsen der Einwohnerzahl des Dorfes stieg auch
langsam die Zahl der Schulkinder. Die Asendorfer Schule
wurde besucht im Jahre:
Schreiben *) |
Rechnen *) |
||||||
Kinder |
Knaben |
Mädchen |
Kn |
Mä |
Kn |
Mä |
|
1761 |
22 |
||||||
1794 |
25 |
||||||
1810 |
33 |
17 |
16 |
11 |
4 |
11 |
4 |
1814 |
27 |
14 |
13 |
||||
1823 |
37 |
18 |
19 |
9 |
7 |
3 |
2 |
1829 |
39 |
||||||
1831 |
39 |
19 |
20 |
10 |
12 |
2 |
- |
1846 |
30 |
||||||
1857 |
32 |
14 |
18 |
ab 1857 lernen alle Kinder Rechnen und Schreiben |
|||
1866 |
36 |
23 |
13 |
||||
1869 |
40 |
||||||
1876 |
32 |
14 |
18 |
||||
1882 |
40 |
20 |
20 |
||||
1885 |
38 |
21 |
17 |
||||
1888 |
37 |
18 |
19 |
||||
1890 |
38 |
||||||
1897 |
45 |
||||||
1902 |
56 |
||||||
1904 |
58 |
||||||
1906 |
47 |
||||||
1908 |
62 |
nach dem Anschluß Dierkshausen an die Asendorfer
Schulgemeinde |
|||||
*) Anzahl der Kinder, die Schreiben bzw. Rechnen
lernen |
Die Seele der Schule war und ist stets der Lehrer. Von
seiner Ausbildung und seinem Können hängt der Nutzen des
Unterrichts für die Schule und den Schüler ab. Mit der
Ausbildung und dem Können der Lehrer war es früher meist gar
schlecht bestellt. In der Regel kamen die Lehrer aus den
Kreisen der Handwerker und Invaliden. Eine berufliche
Ausbildung gab es bis 1750 überhaupt nicht. Wer Lehrer weren
wollte, ging zur Vorbereitung auf sein Amt meistens für
einige Wochen bei einem tüchtigen Lehrer in der
Nachbarschaft in die Lehre. Hatter der angehende Lehrer dann
die Bibel, den Katechismus , etwas Lesen, Schreiben und
vielleicht auch etwas Rechnen notdürftig in sich
aufgenommen, konnte er sich bei einem Pastoren, der ja die
Schulaufsicht ausübte, um eine freie Stelle bewerben. In der
Regel musste sich ein solcher Kandidat vorläufig mit einer
der am schlechtesten bezahlten Schulstellen begnügen und
konnte erst später bei entsprechender Eignung in bessere
Stellen versetzt werden.
Ursprünglich nahm der jeweilige Pastor die Anstellung der
Lehrer oder wie sie damals allgemein genannt wurden,
Schulmeister, vor. Anscheinend aber führte dies vielfach zu
Unzuträglichkeiten, denn die Dannenberger Schulordnung von
1687, die für das Lüneburger Land 1692 in Kraft trat,
schrieb vor, dass fortan die Schulmeister nicht „ohne Wissen
der Superintendenten angenommen werden sollten“. Aber auch
diese Anordnung konnte es nicht verhindern, dass sich bei
der Anstellung von Lehrern Unzuträglichkeiten
herausstellten. Dem Königlichen Konsistorium waren
verschiedene Fälle bekannt geworden, in denen:
„bey Bestellung der Küster-, Schulmeister- und
Organisten-Dienste ungebührliche Mundinationes getrieben,
auch beregte Dienste aus solchen und anderen Neben-Absichten
mit unnützen und zu ihren Functionen, wozu sie bestellet
sind, insonderheit zur Unterweisung der Jugend, untüchtigen
Subjectis besetzet worden“.
Aus diesem Grunde und um „diesem schändlichen Unwesen
vorzubauen, auch selbigen die zuverlässige Abhelfung zu
geben“ ordnete das Konsistorium am 27. Januar 1736 an:
Befehlen Nahmens Ihrer Königl. Majestät und Churfürstl.
Durchl., Unsers Allergnädigsten Herrn, Wir allen und jeden
General- und Secial-Superintendenten in denen sämtlichen
hiesigen Landen hiermit ernstlich, daß Keiner von ihnen in
Zukunft von der Zeit des Empfanges dieser Verordnung an zu
rechnen, einen Küster, Schulmeister oder Organisten für sich
allein und ohne vorgängige Confirmation des hiesigen Königl.
Und Churfürstl. Consistory weiter bestellen, sondern bei
jedesmaliger Vacanz eines Küster- Schulmeister und
Organisten-Dienstes, ungl. wann auf solche Bedienungen auch
nur ein Adjunctus anzusetzen ist, sich nach zwey geschickten
und unverwerflichen Subjectis umsehen, deren geführtes Leben
und Wandel, auch ob diejenige, so zum Schulmeister-Dienst in
Vorschlag kommen, die erforderliche Capazität besitzen, die
Schul-Jugend im Lesen, Schreiben und Rechnen, absonderlich
aber im Christenthum gründlich zu unterweisen, besten
Fleißes untersuchen, und, wann er solche beyde Subjecta zur
Verwaltung des erledigten Dienstes tüchtig befunden, selbige
innerhalb Vier Wochen nach entstandener Vacantz dem Königl.
Consistorio präsentiren, auch ihre etwa beygebrachte oder
sonst eingeholte schriftliche Zeugniße, ingl. eine in
seiner, des Superintendenten Gegenwart eigenhändig von ihnen
geschriebenen Probe, zugleich einschicken solle. Welchenm
nechst sodann wegen des etwa nöhtig erachtenden weiteren
Examinis solcher beyden Subjectorum, auch wegen der
Confirmation eines von solchen Subjectis aus dem Königl.
Consistorio das weitere nach Befinden wird verfüget werden.“
Also nicht mehr der Superintendent, sondern nur das
Konsistorium allein nahm die Anstellung der Lehrer vor.
Nach 1750 mussten die Schulmeisterkandidaten vor und auch
nachihrer Anstellung einige Male für kurze Zeit – meistens
nur für ¼ Jahr – das Seminar in Hannover besuchen.
Bei Freiwerden einer Lehrerstelle meldeten sich die Anwärter
bei dem zuständigen Superintendenten. Dieser hielt das
vorgeschriebene Examen mit ihnen ab, holte Auskunft über ihr
Verhalten und ihren Lebenswandel bei dem Pastor ihres
letzten Wohnortes ein und schlug dann 2 Anwärter mit einer
entsprechenden Charakteristik dem Konsistorium in Hannover
vor. Das Konsistorium ernannte dann in der Regel „primo
loco“, d.h. den zuerst Vorgeschlagenen zum Lehrer der
erledigten Schulstelle. Der Ernannte, in diesem Falle der
erste bekannte Lehrer Dietrich Lüders erhielt darauf eine
Ernennungsurkunde
folgenden Wortlauts, die im Original im Gemeindearchiv
vorhanden ist:
Confirmatio pro Johann Dietrich Lüders
Des Allerdurchlauchtigsten, Großmächtigsten Fürsten und
Herrn, Herrn Georg des Dritten, Königs von Großbrittanien,
Frankreich und Irrland, Beschützer des Glaubens, Herzogs zu
Braunschweig und Lüneburg, des Heiligen Römischen Reiches
Erz-Schatzmeisters und Churfürsten pp. Würklicher
Geheimer-Rath und zum Königlich- und Churfürstlichen
Consostorio hieselbst verordnete Präsident, auch
Consistorial- und Kirchen-Räthe, confirmiren und bestätigen
den von dem Superintendenten der Inspektion Bardowick Ehrn
Frank auf den vacanten Schuldienst zu Asendorff anhero
präsentirten Johann Dietrich
Lüders
zum Schulmeister
daselbst Kraft dieses, dergestalt und also, daß er die
dortige Schuljugend im Lesen, Schreiben und Rechnen,
insbesonderheit aber im Christenthume, getreulichst
unterrichten, weniger nicht diejenigen Kinder, welche das
6te Jahr ihres Alters noch nicht erreicht haben, und von
ihren Eltern dennoch zur Schule gesandt werden, bis zur
Erlangung des 6ten Jahrs unentgeldlich informiren, dagegen
aber die bey dem Dienste gehörigen Einkünfte ohne allen
Abbruch genießen, und im übrigen von der Gemeine zu
Asendorff als ihr Schulmeister angesehen und gehalten werden
solle.
Urkundlich des hierunter gedruckten Königlich- und
Churfürstlichen ‚
(L.S.)
gez. v. Arnßwaldt
Der Neuernannte hatte dann vor dem Superintendenten einen
Huldigungseid auf den König von Hannover zu leisten.
Nach vorheriger Bekanntgabe der Ernennung des neuen
Schulmeisters von der Kanzel nahm der zuständige Ortspastor
die feierliche Einführung des Schulmeisters in sein Amt vor.
Dies geschah meistens in der Kirche im Beisein der ganzen
Gemeinde und der Schuljugend. Den Hergang einer solchen
Einführung schildert Pastor Burggraf, Hanstedt, in folgendem
Bericht an den Superintendenten:
<<
Ew. Hochwürden
Verfehle ich nicht, über die in dero verehrlichem Auftrage
am 19ten d.M. Nachmittags 1½ Uhr Statt gehabte Einführung
des Schullehrers Johann Heinrich Albers zu Asendorf, nachdem
sie Sonntags zuvor Ordnungsmäßig angekündigt und gedachte
Gemeine zur Theilnahme an derselben aufgefordert war,
Pflichtschuldigst Bericht zu erstatten:
Nach kurzer Eröffnung hinsichtlich des Zweckes der
Zusammenkunft, ward mit Verlesung des, Introducendo darnach
zugestellten, Ernennungs-Rescripts Kgln. Consistorii vor der
im Asendorfer Lehrzimmer versammelten Gemeinde und
Schuljugend, - soweit dessen Mitteilung Unterzeichnetem
zweckdienlich schien, - begonnen, und sämmtliche Anwesende
aufgefordert, sammt dem sein Lehrergeschäft mit einer kurzen
Unterredung über „Lernbegierde“ jetzt eröffnenden Lehrer im
1ten und 2ten Verse 280ten Gesanges auch ihre Herzen flehend
zu dem zu erheben, in dessen Namen er dasselbe anfange.
Die Bemerkung der am Schlusse der gepflogenen Unterredung:
daß unsre Lernbegierde sich nur auf gemeinnützliche und
wichtige Gegenstände richten müsse, und die Wichtigste aller
Kenntnisse die Erkenntniß Gottes und Jesu sey: gab von
selbst Gelegenheit, den angehenden Lehrer mit einigen
herzlichen Worten darauf hinzuweisen: wie ihm, als
Volks-Jugendlehrer, im Allgemeinen auch die Aufforderung
sehr gelte: „Lasset die Kindlein zu mir kommen!“ so wie
insbesondere die: „Werdet meine Lämmer und wie er dadurch,
daß als ein verständiger sorgsamer und treuer Hirt seiner
jetzigen Heerde – der Heerde seines Herrn des großen
Erzhirten – thue, und durch sein der hier ihm anvertraueten
Jugend, gleichwie den erwachsenen Gemeindemitgliedern zu
gebendes Beyspiel dahin mitzuwirken habe, daß auch durch ihn
Viele mögten zu Gotte kommen.“
Hierauf wurde diese und die Jugend aufgefordert, dem
antretenden Lehrer mit Vertrauen, welches er durch sein
bisheriges löbliches Betragen in frühern
Lehrer-Verhältnissen so sehr verdiene, entgegenzukommen, und
ihn mit Liebe unter sich aufzunehmen, wie derselbe ihm von
dem Orte seiner bisherigen Wirksamkeit folge.
Zuletzt wurde sie dringend erinnert, ihrem Lehrer das
wichtige aber schwere Werk geistiger Bildung, der Erziehung
für alles Gute und Aedle, und für den Himmel, durch
Achtsamkeit, Lernbegierde und Folgsamkeit, und durch stäte
Ermahnung ihrer Kinder zu Fleiße und Sittlichkeit, zu
erleichtern, wie durch schuldige Erkenntlichkeit ihm sein
redliches Bemühetseyn um die, welche ihnen das Theuerste
hienieden seyn müßten, einiger Maaßen zu vergelten.
Endlich schloß des Unterzeichneten Vortrag mit der
ausgesprochenen Hoffnung, daß die jetzt geknüpfte Verbindung
des Lehrers mit der Jugend dieses Ortes und mit deren
Aeltern, da sie so wichtiges beziele, für den Himmel
geschlossen seyn, und stäts Gelegenheit zu reicher Aussaat
für dereinstige Aernte in demselben darbieten möge: und
endigte sich die ganze Feyerlichkeit mit Absingung 2ten
Verses 741ten Lieds.
Hochachtungsvoll habe Ew. Hochwürden ich, Vorstehendes in
Pflichtschuldigstem Gehorsame zu berichten, nicht verfehlen
wollen.
Hanstedt, am 25sten October 1837
gez. Burggraf.>>
Mit der wirtschaftlichen Lage der Dorfschulmeister war es
lange hindurch recht kläglich bestellt. Die Lehrer erhielten
keine Gehälter vom Staat, sondern mussten sich mit den von
den Bauern für ihre schulpflichtigen Kinder zu zahlenden
Schulgeldern und einigen Naturalien begnügen. Änderte sich
die Zahl der Schulkinder, so änderte sich auch ihr
Einkommen. Nach dem Lagerbuch des Amtes Winsen a.d.L.
mussten im Jahre 1723 für jedes Kind 16, etwas später 18 gge
bezahlt und ferner je 1 Brot und 1 Pfund Butter jährlich
geliefert werden. Im Jahre 1761 betrug das gesamte
Jahreseinkommen des Lehrers 20 Thaler und 4 gge, womit
Asendorf, mit Ausnahme von Hanstedt, die am besten bezahlte
Schulstelle des ganzen Kirchspiels Hanstedt-Undeloh war. Da
der Lehrer hiervon nicht einmal seinen Lebensunterhalt
bestreiten konnte, war er gezwungen, sich durch anderweitige
Beschäftigung Nebenverdienst zu verschaffen. Aus vielen
Berichten wird uns gemeldet, dass die Asendorfer Lehrer
neben ihrem Schulamt sich dem Ackerbau oder der Viehzucht
widmeten, ein Handwerk oder die Bienenzüchterei betrieben.
Mannigfache Klagen über das immer noch äußerst bescheidene
Einkommen der Lehrer veranlaßten schließlich das Königliche
Konsistorium im Jahre 1768, die Dörfer zu bitten, „die
Schuldienste durch Beilegung einiger Grundstücke in etwas zu
verbessern“. Darauf überließ die Gemeinde Asendorf ihrem
Schulmeister 2½ Morgen Ackerland und ½ Morgen Garten. Die
zugewiesenen Ländereien warfen jedoch nur sehr geringe
Erträge ab, sodass die Asendorfer Schule auf erneute
Veranlassung des Konsistoriums im Jahre 1790 weitere 3½
Morgen Ackerland, ¼ Morgen Wiesen und ½ Morgen Gartenland
erhielt. Auf diese Weise stieg das Einkommen des Lehrers im
Jahre 1792 auf 23 Thaler 25gge 4 Pfge und im Jahre 1800 auf
26½ Thaler. Im Jahre 1819 setzte sich dasselbe nach einem
„Verzeichniß aller Emolumente des Schullehrer-Dienstes zu
Asendorf“ folgendermaßen zusammen:
Rthlr.
mgr.
Pfg.
I.
Wohnhaus
-
-
-
II.
Grundstücke
1.
Gemüse und Obstgarten etwa zu 1 Himten Einfall
-
18
-
2.
Wiesen 1 gut Fuder
2
-
-
3.
Ackerland 3 Himten Einfall à 4 mgr. 4 Pfg
-
13
4
III.
Feuerung
an Torf von der Schulgemeinde 9 Fuder à 9 mgr.
2
9
-
IV.
Baare Geldeinnahmen
An Schulgeldern von 20 Kindern aus 13 Häusen
a.
im Winter à 16 mgr. Cassenmünze
9
31
-
b.
im Sommer à 8 mgr
4
33
-
V.
Naturalien
1.
an Brödten aus jedem Hauß 1 Brot, mithin 13 à 6 mgr
2
6
-
2.
aus jedem Haus 1 Pfd. Butter 13 Pfd. À 6 mgr.
2
6
-
VI.
Dermalige Nebenzuflüsse
Von einem kleinen Bienenstande etwa
3
Summa
27
9
-
Im Jahre 1835 war das Einkommen bereits erheblich gestiegen,
und zwar besonders durch die Erhöhung des Schulgeldes auf 1
Rthlr., sodass sich die Gesamteinnahmen des Lehrers auf 39
Rthlr. 4 ggr. beliefen. Das Jahr 1845 brachte den Lehrern
eine wesentliche Verbesserung ihrer wirtschaftlichen Lage.
Durch das neue Schulgesetz setzte die Regierung da
Mindesteinkommen der Lehrer auf 80 Thaler allgemein fest. Um
diesen Betrag zu erreichen, sprach die Regierung der
Asendorfer Schulstelle einen Staatszuschuss von jährlich 10
Thalern zu. Den weiteren Betrag bis zur Erreichung der 80
Thaler musste die Gemeinde aufbringen. Sie verpflichtete
sich zu diesem Zweck, durch Kultivierung des zur Schule
gehörenden Ödlandes die Ertragsmöglichkeit der
Schulländereien zu erhöhen. So betrug denn das
Gesamteinkommen des Asendorfer Lehrers im Jahre 1850 84
Rthlr. 10 ggr. 4 Pfge. Durch das neue Schulgesetz erhielten
die Lehrer auch insofern eine erhebliche Erleichterung
dadurch, dass er nicht mehr, wie bisher, das Schulgeld und
die Naturalien selbst einsammeln musste, sondern dass dies
jetzt Angelegenheit der Gemeinde und später des
Schulvorstandes war.
Nach der Einverleibung Hannovers in das Königreich Preußen
im Jahre 1866 wurden auch die Einkünfte der Lehrer den
preußischen Verhältnissen angepasst und stieg im Jahre 1875
auf M 750.-, 1883
M 845.-, 1891
M 1000.- und 1906
M 1100.-. Heute sind die Einkommensverhältnisse nach den
Beamtenbesoldungsgesetzen in ganz Deutschland einheitlich
geregelt.
Über die Asendorfer Schule in der
Nachkriegszeit erfahren wir auszugsweise folgendes in der
Schulchronik:
Die Lehrer der Volksschule Asendorf laut Schulchronik findet
man in der nachfolgenden Liste, die durch das Archiv Salzhausen ergänzt wurde:
als Schulmeister zu Asendorff.
Consistorial-Siegels. Gegeben Hannover, den 13ten
November 1794
E.
Die Einkünfte der Schullehrer zu Asendorf.
,,Am 10. April 1945 wurde unser Dorf
von einer englischen Panzertruppe eingenommen. Es wurde ohne
Widerstand, der ja sinnlos gewesen wäre, dem Feind
übergeben. In den folgenden Tagen wurden die Schulräume
englischen Nachschubeinheiten als Quartier überlassen. Wer
hätte wohl gedacht, dass der Krieg sich noch in unserer
näheren Heimat abspielen sollte und englische Soldaten
unsere Schulräume beziehen würden? Aber die Schule und das
Dorf sind doch unversehrt aus den letzten Tagen der
Kampfhandlungen hervorgegangen.
An Wiedereröffnung der Schule war
zunächst nicht zu denken. Dafür war es noch zu unruhig, erst
musste auch die Unterrichtserlaubnis erteilt werden.
Die Schulkinder wurden unter Aufsicht
der Lehrer mit Sammeln von Kartoffelkäfern, die zum ersten
Mal in unserer Feldmark aufgetreten waren, beschäftigt.
Nachdem ich als Lehrer von der Militärregierung bestätigt
wurde, konnte am 3. September 1945 der Unterricht mit 110
Schulkindern wieder aufgenommen werden. Nur die Hälfte der
Kinder sind Einheimische, die andere Hälfte sind Evakuierte
aus Hamburg und anderen Großstädten, die übrigen
Ostflüchtlinge. Von den bisher üblichen Unterrichtsfächern
sind nur Schreiben, Rechnen, Turnen und Zeichnen zugelassen.
Bücher sind noch nicht vorhanden, nicht einmal Schreibhefte.
Das Schreibpapier müssen die Kinder irgendwie beschaffen.
Aber es musste auch so gehen. Die Herbstferien fielen
natürlich aus, weil ein halbes Jahr kein Unterricht
stattfand. Der Unterricht erfolgte wieder in 3 Abteilungen,
da der Klassenraum zu klein war. Darum musste auch die
Weihnachtsfeier im kleinsten Kreise für die Kinder der
Grundschule stattfinden, da ein größerer Raum nicht zur
Verfügung stand. Am 10. Januar 1946 wurde endlich eine
zweite Lehrkraft eingestellt. So konnte ich für die
Oberstufe einen gründlicheren Unterricht durchführen und
hatte nun die Möglichkeit, das infolge der Kriegsumstände
Versäumte aufzuholen. Die 2. Hilfskraft blieb aber nur bis
Ostern 1947, da sie von der Militärregierung nicht anerkannt
wurde.
Inzwischen ist die Kinderzahl auf 137
herangewachsen. So ergibt sich die Notwendigkeit, entweder
den Klassenraum, der an der Straße liegt, durch Einreißen
einer Wand zu vergrößern, oder die Einstellung einer dritten
Lehrkraft und Unterricht am Nachmittag. Für den größeren
Klassenraum fehlen dann 16 zweisitzige Bänke, die der
Tischler anfertigen würde, wenn er das nötige Holz von der
Gemeinde bekäme.
Am 1.4.1946 wurde eine Schulspeisung
für die Normalverbraucherkinder eingeführt, die sich als
guter Gedanke erwiesen hat, wenn sie auch eine große
Belastung für den Lehrer ist. 82 Kinder erhalten täglich 2
Scheiben Brot mit Wurst und Butter. Wurst und Speck mussten
von den Selbstversorgern gespendet werden. Diese
Schulspeisung konnte in der anfänglichen Güte leider nicht
aufrecht erhalten werden. Nach der allgemeinen Fettkürzung
im August fiel die Zuteilung von Butter aus. Nachdem dann
die abgegebenen Mengen an Fleisch und Wurst ausgegeben
waren, versuchte man es im nächsten Frühjahr 1947 mit
Freistellen am Mittagstisch der Selbstversorger. Doch auch
diese Art der zusätzlichen Speisung für die
Normalverbraucherkinder konnte nur bis zum Herbst
durchgeführt werden. Zu dieser Nahrungsnot, die sich auch
auf die Leistungen der Schulkinder auswirkt, kommt noch die
Kleidungsnot. Es fehlt besonders an dem nötigen Schuhwerk.
Oft müssen die Kinder im Winter bei Nässe oder Schneefall im
Hause behalten werden, da es ihnen an wasserdichten festen
Schuhen fehlt.
Die Schülerzahl steigt auf 140. Die
Schulräume werden zu klein. Sie werden noch nicht
vergrößert. da die dann wegfallenden Wohnräume noch nicht
entbehrt werden können. Das Holz für die Bänke ist zwar
geschlagen, aber der Raum fehlt. Die Bänke haben also auch
noch Zeit. Die Winter 45/46 und 46/47 waren streng, der
letzte brachte im März große Überschwemmungen. An manchen
Tagen hatte ich dann allein 140 Kinder zu unterrichten.
Am 6. Mai 1947 wurde dann der apl.
Lehrer Fritz Stoßmeister mit der vertretungsweisen Übernahme
einer Dienststelle beauftragt. Er übernahm den Unterricht im
2., 3. und 4. Schuljahr. Das 1. Schuljahr konnte mit dem 2.
Schuljahr nicht vereinigt werden... Erst als man die im
Schulhause untergebrachten Kriegsvertriebenen anderweitig
unterbringen konnte, wurde es Herrn Stoßmeister möglich
gemacht, zunächst allein und dann mit seiner Familie im
Schulhaus zu wohnen.
Eine Schulspeisung wurde mit Hilfe der
englischen Militärregierung für die Kinder der
Normalverbraucher wieder eingeführt. Zu Weihnachten wurden
für alle Schulkinder aus Beständen der Besatzungsarmee
Süßigkeiten ausgegeben.
Erneuerungen am Schulgebäude....Die
alten Eichen auf den Schulwiesen mussten gefällt werden, um
etwas Geld zu beschaffen. Im März 49 wird endlich die untere
Wohnung frei. Lehrer Beck zieht in die mittlere Wohnung und
Stoßmeister in die obere. ... Die Klassenräume werden
erweitert. Die Schülerzahl stieg auf 145. Um notwendige
Erneuerungen am Schulgebäude vorzunehmen, beschließt der
Gemeinderat, zwecks Finanzierung Schulland zu verkaufen. Im
Juli 1950 fand die freiwillige Versteigerung von Schulland
statt. Der Verkauf erbrachte 14000,- DM."
Nach 1945 unterrichteten die Lehrer
Röhrs, Harleß, Beck, Stoßmeister, Gran und Barz an der
Volksschule Asendorf. Von 1955 bis 1969 leitete Herr Hanke
bis zu seinem Weggang 1969 die Schule und führte die
zusammengefassten Schuljahre 6, 7 und 8. Das 9. Schuljahr
wurde in Jesteburg beschult. Nach Herrn Hanke leitete Herr
Mangliers die Schule. Er unterrichtete die zusammengefassten
Schuljahre 3,4 und 5 von 1960 bis zu seiner Pensionierung
1973. Frau Wesel führte von 1955 bis 1971 die Klassen 1 und
2 und Lehrer Wesche von 1969 bis 1971 die Klassen 6, 7 und
8. In dieser Zeit wurden in Asendorf etwa 80 Kinder in 3
Räumen unterrichtet.
1957 wurde die Schule renoviert und mit
neuen Schultischen und Stühlen modernisiert. Im Wege der
Errichtung immer größerer Schulen verlor die Asendorfer
Schule ihre Selbständigkeit. Die Kinder der Schuljahre 6, 7,
8 und 9 wurden ab 1971 und die Kinder der Schuljahre 3,4 und
5 ab 1973 in Hanstedt beschult, das heißt, sie mussten mit
dem Bus zur Schule fahren. Im Jahre 1972 wurde die Schule
erneut umgebaut und renoviert. Der 3. Klassenraum wurde zu
einer Turnhalle mit Turngeräten umgestaltet, und die
Toiletten, die sich bis dahin außerhalb der Schule in einem
Nebengebäude befanden, wurden im Schulgebäude neu
installiert. Lehrer Wesche übernahm 1973 die Schuljahre 1
und 2. Da es 1977 in Asendorf nur 6 einzuschulende Kinder
gab, und die Grundschule Brackel zum Erhalt ihrer
Zweizügigkeit aufgefüllt werden musste, wurde die Schule in
Asendorf gegen den Willen der Eltern geschlossen. Im
September 1980 beschließt der Rat der Gemeinde Asendorf das
Schulgebäude zu verkaufen.
Lüdeke Dittmer
* 30.11.1653 als Hirtensohn, † 30.05.1728
Jacob Dittmer
*1688, †1.12.1738, °° 2.11.1714
Hans Hinrich Dittmer
* 1721, †7.4.1784
Ludwig Meyn
†29.9.1794
Lüders
ab 1794
Jürgen Heinrich Bockelmann
1812-1823
Jacob Anton Rabeler
-1837
Johann Heinrich Albers
1837-1872
Dietrich Wilke
1872-1874
Laes a. D.
1874-1875
Peter Chr. Martens
1875-1877
Karl Heinrich Habermann
1877-1894
Heinrich Marbs
1894-1895
Wilhelm August Menke
1895-1901
Paul Bolte
1901-1904
Ernst Mandel
1.5.1905- 1.4.1933
Walter Niekerken
12.4.1923-1.1.1933
Wilhelm Brauel
1.5.1928-31.3.1932
Heinrich Bohne
Ostern 1932-Ostern 1934
Karl Beck
1.10.1934-23.9.1950
Hermann Bischoff
1.5.1933- 1.2.1936
Dr. Hans Bluck
1.4.1936- 1.7.1936
Karl Ruppert
1.8.1936-1937
Wilhelm Elbers
1.10.1937-1.4.1947
Fritz Stoßmeister
6.5.1947-7.8.1950
Johannes Röhr
4.9. l950-Ostern 1959
Erhard Harleß
4.11.1950-31.3.1956
Martin Barz
11.10.1951-01.04.1955
Marianne Gran
1.10.1955-10.10.1956
Josef Hanke
10.4.1956-31.7.1969
Anne-Marie Wesel
August 1957-1971
Helmut Mangliers
Ostern 1959-1973
Volker Wesche
1969-1977