Die Dorfhirten von Asendorf

Die bäuerliche Wirtschaft gliedert sich heute, wie auch schon seit Jahrhunderten, in zwei Hauptzweige, die Ackerwirtschaft und die Viehwirtschaft. Beide Wirtschaftszweige stehen in engstem Zusammenhang miteinander, der eine Zweig ist ohne den anderen nicht denkbar. Doch ist die Lage des Betriebes und insbesondere die Bodenbeschaffenheit der Gegend dafür maßgebend, welche der beiden Betriebsarten in der betreffenden Gegend die Hauptrolle spielt.
Vor der Verkoppelung, also etwa bis um die Mitte des vorigen Jahrhunderts, besaß jedes Dorf eine mehr oder weniger große Almende, d.h. große Flächen Heidelandes, das von den berechtigten Bauern als gemeinsame Viehweide benutzt wurde. Das gesamte Vieh des Dorfes wurde auf der gemeinsamen Weide zusammengetrieben und gehütet. Hierfür genügten für jedes Dorf in der Regel ein Kuhhirte und ein Schweinehirte, die das gesamte Vieh des Dorfes gegen eine entsprechende von der Gemeinde gezahlte Entlohnung hüteten.
Beide Hirten hatten freie Wohnung in der der Gemeinde gehörenden Hirtenkothe, die sie gemeinsam bewohnten. Der Kuhhirte blies morgens sein Horn. Die Kuhställe wurden geöffnet und die Kühe hinaus getrieben. Der Hirte sammelte die Kühe und zog dann mit ihnen auf die Weide. Gegen Mittag kamen die Mädchen zum Melken, und dann trieb der Hirte sein Vieh von einem Weideplatz zum andern, bis er abends wieder im Dorf anlangte. Der Schweinehirte, Sween genannt, hatte es bedeutend einfacher, er hütete seine Schweine in der Nähe des Dorfes und brauchte nicht solch weite Weg zu machen wie der Kuhhirte.
So war es auch in Asendorf. Die beiden Hirten wohnten in der Hirtenkothe, die zum ersten Mal in dem Amtslagerbuch des Amtes Winsen an der Luhe im Jahre 1725 genannt wird mit der Bemerkung: ,,Dabey ist kein Land". Als mit der Verkoppelung der Almenden um die Mitte des vorigen Jahrhunderts der Hirtenstand überflüssig wurde, verkaufte die Gemeinde die Hirtenkothe 1849 an Joh. Pet. Rieckmann, der darauf eine Abbauerstelle - heute Nr.17 - errichtete.
Die Dorfhirten waren wichtige Personen im Dorf; denn die Viehwirtschaft stand in hohem Ansehen, und das Gedeihen des Viehs hing zum größten Teil von der Pflichterfüllung der Hirten ab. Während bei den Kirchenbucheintragungen bis etwa ins Jahr 1800 hinein die Berufsangabe überall fehlte, finden wir bei den Hirten bereits seit dem 16. Jahrhundert häufig den Beruf angegeben.
In Asendorf wird ein Dorfhirte zum ersten Mal im Lüner Viehschatzregister von 1548 erwähnt, jedoch ohne Angabe des Namens. Nach diesem Register hatte der Dorfhirte 1 Gulden 6 Schilling Viehschatz zu zahlen. Es ist also anzunehmen, dass er selbst auch eigenes Vieh besaß. Der erste namentlich erwähnte Hirte erscheint im Kirchenbuch im Jahre 1647. Am 21. Januar dieses Jahres starb der bubulcus (Kuhhirte) Claus Garbers in Asendorf. Der Schweinehirte wird allerdings erst viel später genannt. Aus den verschiedenen Registern konnten bisher folgende Hirten festgestellt werden:

1. Kuhhirten: geboren: gestorben:
Clauss Garbers 21.1.1647
Luetke Dithmers  2.7.1683
Jochim Harmenß 18.4.1688
Claus Rieckmann 20. 1.1661 29.11.1742
Hans Rieckmann genannt 1751  
Hans Hinrich Lührs 17. 5.1746 25.5.1773
Claus Köster 8. 3.1746 unbekannt
Joachim Peter Homann 2.12.1772 17.11.1832
Johann Daniel Homann 13.12.1776  7.5.1841
(Bruder des Vorigen)  
 
2. Schweinehirten:  
Clauß Ahlers 17.11.1732 in Brackel 19.10.1781
Peter Bade 29. 5.1745 in Heimbuch 26.9.1810
(heiratet die Witwe des Vorigen)  
Peter Christian Schierhorn 1786 21.1.1859
(heiratet die Tochter des Vorigen)  
Hans Heinrich Ahlers 23.10.1808 in Meningen 16.4.1879
(heiratet die Tochter des Vorigen)