Mittelalterlicher Münzenfund in Asendorf

(Auszug aus dem Winsener Anzeiger vom 25. Mai 1962)

In Asendorf liegt das Geld auf der Straße, ganz buchstäblich. Die Einwohner leben seit zwei Tagen in einem wahren ,,Goldfieber", und selbst die Schulkinder betätigten sich stundenlang als Schatzgräber: Bei Straßenbauarbeiten förderte ein Bagger auf dem Gelände des Bauern Emil Schröder den größten mittelalterlichen Münzenfund zutage, der je in weitem Umkreis gemacht wurde.

 

Geborgen wurden bisher 4757 Silbermünzen und vier blanke Golddukaten, die rund vier ein halb Jahrhunderte in der Erde gelegen haben. Sämtliche Geldstücke wurden in den letzten Jahren des 14. oder den ersten des 15. Jahrhunderts geprägt, der größte Teil von ihnen in Lüneburg, Hamburg oder Lübeck.

Der Schatz war in einem braunglasierten Henkeltopf in die Erde versenkt worden. Aus etwa 80 cm Tiefe hatte der Bagger den kostbaren Topf zusammen mit Erde heraufgeholt, ohne dass dies zunächst bemerkt worden war. Der Fund wurde erst entdeckt, als das Erdreich an einer anderthalb Kilometer entfernten Stelle wieder abgeladen wurde. Dabei zerbrach das Gefäß, und der Inhalt verstreute sich weithin in der lockeren Erde.

Stundenlang haben die Asendorfer Schulkinder unter Anleitung der Lehrer Hanke und Mangliers und die Mitarbeiter des Helms-Museums Stück für Stück die Münzen wieder eingesammelt und das umliegende Erdreich gesiebt, und ständig tauchen noch neue Geldstücke auf. Zu etwa 90 Prozent ist der Inhalt des Topfes erst geborgen.

Dass dieser für die Wissenschaft so außerordentlich bedeutsame Fund geborgen werden konnte, sei in erster Linie dem Baggerführer Erwin Seeger aus Gartow zu verdanken, unterstrich Prof. Wegewitz vom Helms-Museum in Hamburg, aber auch den Asendorfer Lehrern, die sofort alles Notwendige veranlassten, als sie von dem entdeckten Schatz erfuhren.

Die noch immer blitzblanken Golddukaten sind etwa fünf Gramm schwer und wurden gegen Ende des 14. Jahrhunderts in Lübeck geprägt, zu einer Zeit, als zum Beispiel die Hamburger Münze noch kein Geld prägte.

Am Mittwoch hatte Lehrer Hanke das Helms-Museum angerufen und Prof. Wegewitz mitgeteilt, dass bei ihm in der Schule rund 1000 mittelalterliche Silbermünzen und drei Golddukaten lägen. "Da bin ich gefahren wie die Feuerwehr“, bekannte Prof. Wegewitz, und unter seiner Leitung wurden dann die übrigen Stücke des Schatzes geborgen. "Viele Münzen lagen buchstäblich auf der Straße“, erzählte er. Heute aber gibt es vermutlich kaum ein Haus in Asendorf, in dem nicht zumindest "zum Andenken“ ein paar der dünnen, unscheinbaren Silberplättchen, die etwa Hosenknopfgröße haben, zu finden wären trotz aller Bitten der Museumsmitarbeiter, jede Münze abzuliefern.

Dies kleine Erlebnis spricht für sich: Als gestern morgen die Asendorfer Schulkinder von dem Sachbearbeiter des Helms-Museums in einem Schnellkursus in das interessante Gebiet der Münzkunde eingeführt wurden, hörten alle begierig zu, und als sie nachher noch Fragen stellen durften, hatten sie auch noch einiges auf dem Herzen. Als aber eigentlich schon alle Fragen beantwortet waren, meldete sich ein kleines Mädchen mit einem dringenden Anliegen: "Wie putzt man eigentlich Silber?“ - Es bekam fachmännische Antwort ...

Noch gar nicht abzumessen ist der wissenschaftliche Wert des Fundes. Mit seiner Hilfe wird es möglich sein, so hofft Professor Wegewitz, Licht in einige bisher noch sehr wenig aufgehellte Bereiche der Kulturgeschichte des Mittelalters zu bringen.

Herr Ascan Morlag, der sich seit einigen Jahren wissenschaftlich mit der Münzprägung im Norddeutschen Raum beschäftigt, hat den Asendorfer Münzenfund untersucht und im Harburger Kreiskalender von 2015 detailliert beschrieben. Diesen Artikel gebe ich hier mit seiner freundlichen Genehmigung auszugsweise wieder:

„Der Bagger hatte unbemerkt den Krug beim Sandabtragen aufgeladen, und bemerkt wurde er erst beim Abladen, als er schon zerbrochen war. Der Schachtmeister erkannte den historischen Wert des Fundes und lieferte die Scherben und Münzen beim Lehrer des Ortes ab. Dieser informierte am nächsten Tag das HeIms-Museum und half mit seinen Schülern, die verstreuten Münzen aufzusammeln, welche seitdem im Helms-Museum verwahrt werden und teilweise ausgestellt sind.

Neben den Münzen im Helms-Museum sind sieben Münzen im Besitz des Museums des Fürstentums Lüneburg, die nachträglich angekauft wurden. Zusätzlich sind 63 Münzen in privater Hand dokumentiert, wobei sich noch weitere Münzen in Privatbesitz befinden. Letztes Jahr konnten weitere 24 Münzen für das Helms-Museum erworben werden. Die damalige Schätzung, dass ca. 90 % in Museumsbesitz gelangt sind, scheint plausibel. Wenn in diesem Aufsatz von den Münzen des Fundes gesprochen wird, ist immer von den 4.831 dokumentierten Münzen die Rede.

Historische Einführung

Der Fund von Asendorf mit seinen über 4.800 Münzen enthält viele numismatische Belege für die geldgeschichtlichen Entwicklungen von 1365 bis ca. 1420. Ohne zu tief ins Detail gehen zu wollen, soll hier kurz die Geldgeschichte des Zeitraums dargestellt werden.
Vor 1365 war die geprägte Hauptmünze in der norddeutschen Region der Pfennig, welcher zu dieser Zeit einseitig als Hohlpfennig geprägt wurde.

 

Sollten größere Zahlungen vorgenommen werden, behalf man sich mit Silberbarren oder mit Münzen aus fremden Regionen (z. B. böhmische Groschen). 1365 begann Lübeck eine Silbermünze zu vier Pfennigen, den Witten, auszuprägen. Dieses Nominal fand in den anderen Städten Anklang und wurde in ähnlicher Form von diesen ausgegeben. Im Jahr 1379 einigten sich die Städte unter der Führung Lübecks vertraglich auf den Silbergehalt und das Äußere der Witten. In der Folgezeit gab es weitere Verträge (genannt Rezesse) mit unterschiedlichen Partnern, welche sich in den äußerlichen Merkmalen der Münzen widerspiegeln. Da es sich primär um die Städte des wendischen Quartier der Hanse handelte (Lübeck, Wismar, Lüneburg, Hamburg), wird die aus den Verträgen entstandene Vereinigung als "Wendischer Münzverein" bezeichnet.

 

Lübeck scherte schon um 1381 aus diesem aus und begann Drei- und Sechslinge zu prägen, während die anderen Städte bei der Wittenprägung verblieben. Im Jahr 1392 einigte man sich auf die ausschließliche Prägung von den Dreilingen und Sechslingen. Gegen Ende des 14. Jahrhunderts kehrte man allgemein zu der Wittenprägung zurück, welche in dem ersten Jahrzehnt des 15. Jahrhunderts einen großen Umfang erreichte.

Goldmünzen waren eine weitere Möglichkeit, größere Zahlungen vorzunehmen. Diese wurden ab Mitte des 14. Jh. in Deutschland nach italienischem Vorbild geprägt, so prägte Lübeck von 1340 bis Mitte der 1370er Jahre Goldgulden mit der florentinischen Lilie. Erst um 1406 begann Lübeck wieder Goldmünzen zu prägen, von welchen sich mindestens fünf im Fund befanden.

Inhalt

Die folgende Tabelle gibt eine Übersicht über die regionale Verteilung der dokumentierten Münzen.

  Goldgulden  Sechslinge   Witten Dreilinge Blafferte Sterlinge Vierchen Pfennige  
Lüneburg      1583 84       95 1762
Hamburg      983 63       173 1219
Lübeck  5 6 696 140 14     136 997
Wismar      391 31       64 486
Rostock      49 3       1 53
Gnoien      1           1
Stralsund      6           6
Greifwald      11 1         12
Anklam      5           5
Pommern-Wolgast      3           3
Stettin      1           1
Hannover      7         1 8
Flensburg        1         1
Oldesloe      1           1
Ostfriesland      2           2
Dänemark            2   2 4
Brandenburg                2 2
Salzwedel                6 6
Stendal                1 1
Deutscher Orden              2   2
Mecklenburg          1     248 249
Güstrow      6           6
Erzbistum Mainz  1               1
Grfs. Berg      1           1
unbestimmbar                2 2
  6 6 3746 323 15 2 2 731 4831

Im Folgenden sollen die Münzen nach den Entstehungsregionen sortiert vorgestellt werden.

 

Die Münzen der Kernstädte des sogenannten "Wendischen Münzvereins", Lübeck, Hamburg, Wismar und Lüneburg, machen den Hauptteil des Fundes aus (4.464 Münzen). Den größten Anteil hat dabei Lüneburg, gefolgt von Hamburg, Lübeck und Wismar.

Da die schriftliche Überlieferung betreffend der Münztätigkeit der Städte recht umfangreich ist, können wir die verschiedenen Witten bis 1411 recht gut datieren. So wurde 1371 festgelegt, dass die Münzen auf der Rückseite ein Kreuz mit einem Stern haben sollten; im Vertrag von 1381 wurde vereinbart, dass ein leerer Kreis auf dem Kreuz sein sollte.

 

Zumeist sind in Münzfunden jüngere Münzen stärker vertreten als älter, da letztere durch ihren höheren Silbergehalt und ihrem zusätzlich höherem Gewicht Gefahr liefen, eingeschmolzen zu werden. Beim Fund von Asendorf sind über 3400 Münzen nach 1400 geprägt, was der Erwartung entspricht. Jedoch sind die Münzen mit Stadtwappen auf beiden Seiten (Münzbild festgelegt 1403) mit fast 2.900 Exemplaren deutlich mehr und leichter als die Münzen nach den Vorschriften von 1411. Dieses lässt sich dank des Fundes von Asendorf erklären, da zumindest Hamburg und Lüneburg die alte Münzgestaltung auch nach 1411 verwendeten und leichtere Münzen mit beidseitig Stadtwappen prägten. Neben den Witten und Dreilingen verdient

 

der zweiseitige Pfennig von ca. 1380 aus Lüneburg Beachtung. Die zweiseitigen Pfennige waren zwischen 1379 und 1392 die einzig ausgeprägte Pfennigsorte der wendischen Städte. Man versuchte durch die Prägung von zweiseitigen Pfennigen dem großen Umlauf an Hohlpfennigen entgegenzuwirken. Wahrscheinlich haben die höheren Kosten der Prägung von zweiseitigen Münzen die Städte 1392 veranlasst, wieder die günstigere Hohlpfennigprägung aufzunehmen.

Eine weitere Besonderheit ist der Lüneburger Witten von 1398, der uns bisher nur in wenigen Exemplaren bekannt war.

 

Neben diesen vier wendischen Städten spielten vor 1400 noch die Städte Kiel, Flensburg und Oldesloe eine Rolle, wenn auch eine untergeordnete. Sie waren nicht an den eigentlichen Vertragsabschlüssen beteiligt, schlugen aber mehr oder weniger gleichwertige Münzen, die sich an dem Münzbild der Vertragsteilnehmer orientierten. Besonders die städtische Prägung in Kiel hat in den Jahren bis 1370 einen ansehnlichen Umfang, ist aber nicht mehr in dem Fund nachweisbar.

 

Die Stadt (und Landschaft) Hannover trat den Vereinbarungen der Städte 1406 bei und begann 1408 Witten zu prägen. Diese sind sehr selten und dokumentieren anschaulich die Ausdehnung des Einflussbereiches der lübischen Währung zu dieser Zeit.

 

In Stendal und Salzwedel war lange der lübische Münzfuß maßgeblich, um diese Zeit jedoch begannen die Hohenzollern die Landesherrschaft auszubauen, wodurch die Städte mehr ins Land Brandenburg eingebunden wurden. Die wenigen Hohlpfennige dieser beiden Städte dokumentieren diese vormals vorhandene Einbindung in den durch Lübeck, Hamburg und Lüneburg geprägten Wirtschaftsraum.

 

Die Städte Rostock und Stralsund haben teilweise an Vereinbarungen zum Münzfuß mit den Kernstädten teilgenommen, jedoch bildete sich ab ca. 1400 ein eigenes Währungsgebiet aus, zu welchem auch Anklam und Greifswald gehörten. Den Städten ähnliche Münzen prägten die Herzöge der Pommerschen Teilfürstentümer, wobei die Münzen der Herzöge deutlich schlechter im Silbergehalt ausfielen.

 

Im Fund wird auch die Tendenz der wendischen Städte deutlich, sich gegen fremde Prägungen zur Wehr zu setzen. Hier ist besonders auffällig, dass im Vergleich zu Funden, die um 1390 verborgen wurden, der Anteil Münzen der Städte, die nicht den jeweiligen Verträgen angehörten (z. B. Stralsund, Rostock), deutlich geringer ist. Somit dokumentiert der Fund die erfolgreiche Politik Lübecks und der Partner, das Geld anderer Münzstätten aus der Region fernzuhalten (s.u.).

Das heutige Mecklenburg war zum Zeitpunkt der Verbergung des Fundes in zwei Hauptlinien aufgeteilt, in den westlichen Teil "Mecklenburg (-Schwerin)" und den östlicheren Teil der Linie ,,(Mecklenburg-) Werle". Im Fund von Asendorf lassen sich Prägungen beider Hauptlinien nachweisen.

 

Die in Schwerin ansässige Linie ist mit einer großen Anzahl Hohlpfennigen und einem Blafferten (hohl geprägte Zweipfennigmünze) vertreten. Aus dem werlischen Raum sind sechs Witten aus Güstrow im Fund enthalten. Diese imitieren die Vertragsmerkmale der lübischen Münzen, haben jedoch einen geringeren Silberanteil. Die wendischen Städte reagierten auf diese minderwertigen Münzen, indem sie entweder generell fremde Münzen verboten oder, wie z. B. in den Verträgen von 1389, den Wert der werlischen Witten auf zwei Pfennig lübischer Währung setzten.

 

Eine ausgesprochene Besonderheit im Asendorfer Fund sind die sehr seltenen Witten aus Güstrow mit beidseitigem Stierkopf, die das Münzbild der städtischen Witten ab 1403 imitieren.

 

Dänische Sterlinge und Hohlpfennige waren ab 1400 häufiger im norddeutschen Geldumlauf zu finden und zeigen die enge Verflechtung des hansischen Wirtschaftsraums. Vor 1400 hatte Dänemark für lange Zeit kein geordnetes Münzwesen und war auf die Einfuhr von Münzen aus dem Norddeutschen Raum angewiesen.

 

Die beiden ostfriesischen Witten sind auch besondere Einmischungen im Fund. Die ostfriesischen Häuptlinge begannen in der zweiten Hälfte des 14. Jh. mit der Münzprägung und ab dem Ende des Jahrhunderts lassen sich auch die Witten in den Funden nachweisen. Da die Münzen sehr selten sind und eine schriftliche Überlieferung fehlt, wissen wir wenig über diese Prägungen.

Zeitgenössischer Wert der Münzen

Im Mittelalter rechnete man Geldbeträge in der norddeutschen Region in Pfennig, Schilling (zu 12 Pfennig) und Mark (zu 16 Schilling). Bei Zahlungen wurden die verschiedenen Münzarten in das lokal verwendete Geld umgerechnet. Für den Asendorfer Fund sind besonders die Goldgulden interessant, da diese den größten Einzelwert darstellen. Der Goldgulden aus Bingen wurde mit ungefähr 14 Schilling und 10 Pfennig, die aus Lübeck mit 20 Schilling bewertet. So ergibt sich eine Gesamtsumme von 18.098 Pfennigen oder 94 Mark 4 Schilling und 2 Pfennig, zur damaligen Zeit eine sehr große Summe Bargeld.

Die Bestimmung der Kaufkraft einer solchen Summe zur Zeit der Verbergung ist aus verschiedenen Gründen schwierig. Zum einen haben sich wenige Rechnungen der Zeit erhalten, die Rückschlüsse auf Preise von Waren im Alltag erlauben, zum anderen waren die Preise, besonders für Lebensmittel, stark von Jahreszeit und Ort abhängig. Hinzu kommt, dass lokale Ernteerfolge oder Misserfolge die Preise stark beeinflussten, wodurch eine Bewertung der wenigen Daten, die wir haben, sehr schwierig ist. Prof. Dr. E. Waschinski hat 1952 mit großem Fleiß viele Quellen zur historischen Preisentwicklung zusammengetragen und Mittelwerte für verschiedene Zeitperioden ermittelt. Auch wenn die Untersuchung für Schleswig- Holstein gemacht wurde, soll sie hier zur Bestimmung der Größenordnung verwendet werden:

Für die Zeit von 1375 bis 1450 wurde vom Autor für den Preis einer (jungen Milch-) Kuh 22 Schillinge ermittelt, womit der Fund einer Herde von 68 Kühen entspricht. Der Preis von Wirtschaftspferden wurden mit ungefähr 8 Mark ermittelt, so konnte sich der Besitzer des Geldes ca. 12 Pferde kaufen. Ein Schaf kostete ungefähr 4 Schillinge, womit die Summe 377 Schafen entspricht.

Auch wenn diese Eckdaten wenig über den Wert des Geldes im Alltag verraten, kann man sehen, dass es sich um ein großes Vermögen handelt. Man muss auch berücksichtigen, dass zu dieser Zeit auf dem Land ein Teil des täglichen Bedarfs selber erwirtschaftet wurde, Geld somit nicht eine so große Rolle wie heute spielte.

 

Datierung des Fundes

Bei der Bestimmung des Alters von Münzfunden bestimmen die jüngsten Münzen den frühestmöglichen Zeitpunkt der Verbergung. Da im Fund von Asendorf keine Münze ein Datum trägt und die Verbergung in einer Zeit liegt, die wir numismatisch noch nicht gut einschätzen können, ist eine halbwegs befriedigende Bestimmung des Zeitpunktes der Verbergung schwierig.

 

Die jüngste, sicher zeitlich fixierbare Münze ist der Goldgulden aus Bingen. Dieser ist nicht vor 1414 geprägt worden, was unsere gesicherte untere zeitliche Grenze für die Verbergung ist. Andererseits fehlen die Münzen, die die norddeutschen Hansestädte ab 1424 geprägt haben, womit der Fund sicher zwischen 1414 und 1424 verborgen wurde. Andere Münzen zur Datierung heranzuziehen, ist sehr unsicher, so sind die Datierungen z. B. der Güstrower Witten und der Mecklenburger Blafferten in keinster Weise gesichert und noch Gegenstand der Forschung.

 

So gehören z. B. die Witten aus Pommern-Wolgast auch zu den jüngeren Münzen und sind nach aktuellem Kenntnisstand wahrscheinlich erst ab 1415 geprägt worden. Da von diesen schon zwei verschiedene Typen im Fund zu finden sind, muss der Fund deutlich nach 1415 verborgen worden sein. Der vermutliche Verbergungszeitpunkt wird wohl um 1420 gewesen sein.

Bedeutung

Der Fund von Asendorf ist einer der jüngsten Funde aus der klassischen ,,Witten-Periode" im westlichen Ostseegebiet. Durch die Größe ermöglicht er vielfältige Untersuchungen an einzelnen Münztypen, gibt aber auch Auskunft, wie sich die verschiedenen Maßnahmen der Städte zur Kontrolle des Münzwesens ausgewirkt haben.

Besonders wichtig ist der Fund für die Erforschung der Prägungen ab dem zweiten Jahrzehnt des 15. Jahrhunderts, da zum einen um 1411 die schriftliche Überlieferung abreißt und zum anderen sich kein anderer Fund aus dieser Periode in Deutschland erhalten hat. Ab 1406 beginnen die Städte vermehrt, das Münzwesen nach eigenen Vorgaben zu gestalten, was auf Grund der fehlenden Münzfunde bis jetzt nur sehr oberflächlich untersucht werden konnte. Hier wird der Fund von Asendorf unser Wissen über die Geldgeschichte der Zeit deutlich erweitern.

Der Fund, mit seinem Geldwert von über 94 Mark und seinen über 4.800 Münzen, ist einer der größten Funde des Spätmittelalters, der in unserer Region gemacht wurde.

Vor ein paar Wochen sind noch weitere ca. 100 Münzen aus privater Hand bekannt geworden. Diese sollen in der näheren Zukunft dem Helms-Museum zur Bearbeitung zur Verfügung gestellt werden. Da dieses noch nicht passiert ist, werden diese Münzen bei der späteren Veröffentlichung berücksichtigt werden.

 

Münzliste

Mainz, Erzbistum, Johann 11. von Nassau (1397 - 1419), Bingen: Goldgulden ab 1414 bis 1417 (1) [Felke 1989, Nr. 910 - 913]; Lübeck, Stadt: Goldgulden ab 1406 (5) [J. 542]; Sechsling ab 1388 (5) [J. 410]; Sechsling ab 1390 (1) [J. 411a]; Witten ab 1365 (4) [J. 302]; Witten ab 1379 (4) [J. 361]; Witten um ca. 1398 (23) [J. 429]; Witten ab 1403/1406 (426) [J. 434]; Witten ab 1411, nach 1411 (239) [J. 446]; Dreiling ab 1381/1382 (5) [J. 412]; Dreiling ab 1386 (1385?) (13) [J. 413]; Dreiling ab 1390 (40) [J. 414]; Dreiling ab 1392 (82) [J. 415]; Blaffert ab ca. 1415 ? (14) [J. 284/285]; Pfennig ab 1392 (136) [J. 185]; Lüneburg, Stadt: Witten ab ca. 1377 (2) [J. 305]; Witten ab 1379 (3) [J. 390]; Witten ab 1381 (16) [J. 367]; Witten ab 1387 (13) [J. 382]; Witten ab ca. 1390 (8) [J. 391]; Witten um ca. 1398 (1) [J. 432]; Witten ab 1403/1406 (1540) [J. 438]; Dreiling ab 1392 (84) [J. 419]; Pfennig ab ca. 1376 (1) [J. 316]; Pfennig vor 1350 ? (1) [J. -]; Pfennig ab 1392 (93) [J. -]; Hamburg, Stadt: Witten ab spätestens 1370 (17) [J. 303]; Witten ab 1379 (32) [J. 363]; Witten ab 1387 (22) [J. 380]; Witten um ca. 1398 (15) [J. 430]; Witten ab 1403/1406, vor 1411, nach 141 (733) [J. 430]; Witten ab 1411 (163) [J. 448]; Dreiling ab 1392 (63) [J. 417]; Pfennig ab 1392 (162) [J. 174, 175]; ; Wismar, Stadt: Witten ab 1371/72 (25) [J. 304]; Witten ab 1379 (57) [J. 365]; Witten ab 1387 (12) [J. 383]; Witten ab ca. 1398 (13) [J. 431]; Witten ab 1403/1406 (172) [J. 437]; Witten nach 1411 (112) [J. 449]; Dreiling ab 1392 (31) [J. 421]; Pfennig ab 1392 (64) [J. 200]; Rostock, Stadt: Witten ab 1371 (1) [J. 307]; Witten ab 1381 (2) [J. 368]; Witten um 1395 (1) [J. 450]; Witten um ca. 1398 (8) [J. 433]; Witten ab 1403 (26) [J. 439]; Witten ab ca. 1410 (11) [J. 308 (var) (ohne Stern)]; Dreiling ab 1392 (3) [J. 422]; Pfennig nach 1392? (1) [KunzeI2004, S. 42, Abb. 20, Nr. 2.]; Gnoien, Stadt: Witten ab ca. 1415 (1) [J. 318]; Mecklenburg (-Schwerin), Herzogtum, Albrecht III.
(1395 - 1412) / Albrecht V (1412 - 1422): Blaffert Ende des 2. Jz. des 15.Jh. (1) [J. 290]; Pfennig Ende 14., Anfang 15. Jh. (248) [Oertzen 1900, Nr. 172 - 182]; Güstrow, Stadt: Witten ab ca. 1380 (1) [J. 326 (var)]; Witten nach 1411 (4) [J. -]; Witten ab Mitte 2. Jz. des 15. Jh, (1) [J. 387/388]; Oldesloe, Stadt: Witten um 1380 (1) [J. 405]; Hannover, Stadt und Landschaft: Witten ab 1408 (7) [J. 445]; Pfennig Ende 14./ Anfang 15. Jh. (1) [Buck, Meier 1935, Nr. 32 a-c]; Dänemark, Königreich, Erik von Pommern (1396 - 1439): Pfennig 1400 - 1420 (2) [Galster 1972, Nr. 5]; Naestved: Sterling 1403 - 1412/13 (2) [J. 694 (Hvid)]; Anklam, Stadt: Witten aus 1. Jz des 15. Jh. (1) [J. 389]; Witten Ende 1. Jz des 15. Jh. (2) [J. 347]; Witten Mitte 2. Jz des 15. Jh. (2) [Dannenberg 1893/1894, Nr. 177]; Greifswald, Stadt: Witten ab 1389/1390 (1) [J. -]; Witten ab 1400 (10) [J. -]; Dreiling Ende 14. Jh. (1) [J. -]; Stralsund, Stadt: Witten ab Ende der 1360 Jahre (1) [J. 310]; Witten ab ca. 1408 (3) [J. 443]; Witten um 1410 (2) [J. 311]; Pommern-Wolgast, Herzogtum, Wartislaw VIII. und Wartislaw IX. (1415 - 1451) Wolgast: Witten um 1415 - 1420 (1) [J. 358]; Witten um 1415 - 1420 (2) [J. 409]; Pommern-Stettin, Herzogtum, Swantibor III. (1405 - 1413), Treptow: Witten um ca. 1400 (1) [Leukhardt 2010, Nr. -]; Salzwedel, Stadt: Pfennig ab ca. 1350 (6) [J. 250 (var)]; Stendal, Stadt: Pfennig ab 1369 (1) [J. 252]; Brandenburg, Kurfürstentum, Wenzel von Luxemburg (1373 - 1378) / Sigismund von Luxemburg (1378 - 1388), Berlin: Pfennig 1373 - 1380 (1) [Tewes 1998, Nr. L 11]; Friedrich I. (1415 - 1440) Berlin: Pfennig ca. 1415 (1) [Tewes 1998, Nr. H 13]; Ostfriesland, Widzeld tom Brok (1391 - 1399), Broke: Witten 1391 - 1399 (1) [J. 468]; Fredo, Jever: Witten Ende 14. Jh. (1) [Kappelhof 1982, Nr. 7]; Berg, Grafschaft, Wilhelm 11. (1360 - 1380), Mülheim/Berg: Witten spätestens 1380 (1) [J. 457]; Deutscher Orden, Wynrich von Kniprode (1351 - 1382), Thorn: Vierchen 1351 - 1382 (2) [Neumann 1987, Nr. 5; Vossberg 1843, Nr. 120/121]; unbestimmbar: Pfennig 14./15 Jh. (2)

 

Literaturverzeichnis:

[Jesse 1967] Jesse, w.: Der wendische Münzverein. Lübeck 1928, Neudruck Braunschweig, 1967

[Kunzel 1998] Kunzei, M.: Die Münzen der Hansestadt Wismar 1359 bis 1854. Wismar und Berlin 1998

[Stefke 1982] Stefke, G.: Der "wendische Münzverein" und seine Nachbarn im 14. Jahrhundert: Gepräge-Vorbilder und ihre Nachahmungen von den Anfängen bis 1391/92. Hamburger Beiträge zur Numismatik Heft 33/35. 1979/81. S. 107 - 152

[Waschinski 1952] Waschinski. E.: Währung. Preisentwicklung und Kaufkraft des Geldes in Schieswig-Hoistein von 1226 - 1864. Quellen und Forschungen zur Geschichte Schieswig-Hoisteins. Band 26. Neumünster 1952

Abbildungsverzeichnis:

Helms-Museum (unter der Fundnummer HMA 1961:114):

Museum des Fürstentum Lüneburg: M 052 a5 (Bingen)

  

Angaben zur Person:

Ascan Morlang, aufgewachsen im Norden Hamburgs, Studium der Technischen Informatik in Berlin, anschließend mehrere Jahre in den USA gelebt. Nach der Rückkehr vor 10 Jahren intensive Beschäftigung mit der Münzprägung im Norddeutschen Raum. Seit ein paar Jahren Arbeit an einem Buch über die Münzgeschichte der Stadt Hamburg, welche den Zeitraum von 1325 bis 1872 wissenschaftlich aufarbeiten wird.