Rätselhafte Hausinschrift in Dierkshausen

(aus den ,,Heimatglocken", November 1954)

Wenn man von Hanstedt aus den Weg nach Dierkshausen wandert, so liegt zur rechten Hand unten im Grund vor dem Mühlenteich ein altes Fachwerkhaus aus dem 18. Jahrhundert. Die große Tür mit dem Hausbalken ist nach Westen, der Wetterseite gerichtet. Daher ist die Hausinschrift auf dem Eichenholz schon stark verwittert und zerrissen. Nur mühsam kann man einzelne Wörter und Zahlen entziffern:



WELCHER ÜBER GEFAHREN TODES VERBLICHEN ... VON
FLAMME VERZEHRT... UND ES IST GERICHTET DEN 17. JUNI
ANNO 1797... WITTWE ANNEMARIE BELLMANN... MHCG 1797.

Was will die rätselhafte Inschrift besagen? Das Kirchenbuch zu Hanstedt gibt in seinem Sterberegister darüber Aufschluß:
,,Anno 1797: Nr.16. Carsten Bellmann, Köthner und Schmidt zu Diederichshausen, dessen Wohnung am Sonntage Quasimodogeniti ein Raub der Flammen geworden, ist den 15. Junius, da er zu dem neuen Hause Holz aus der Heidmark geholt, von dem Wagen gefallen und überfahren, woran er den 17. Junius gestorben und den 20ten beerdigt. 59 Jahr."
Damit ist der Inhalt der Hausinschrift erklärt. Rätselhaft bleibt aber, wie die Hausinschrift am Richtefest, das zur selben Zeit auch Sterbetag des Besitzers war, schon von dem Tod des Bauern reden kann. Wann hat der Zimmermann die Inschrift auf dem Holzbalken angefertigt? Er konnte doch drei Tage vor dem Verscheiden nicht schon von dem Verbleichen des Verunglückten sprechen? War es möglich, an einem Tag (Sterbetag und Richtefest) eine solche lange Inschrift anzufertigen? Ist die Inschrift an dem schon aufgerichteten Hausbalken erst geschnitzt? Sonst wurden die einzelnen Balken doch an der Erde fertig geschnitten, zusammengepaßt und mit Holznägellöchern versehen.
Wichtig ist zuletzt, daß diese Hausinschrift von jeder Formel abweicht und im Anblick des großen Unglücks mit Feuersbrunst und tödlichem Unglücksfall zu eigenem Bericht wird.
Es handelt sich hierbei um das Haus (Nr 2) heute Hauptstraße 11, das bis etwa 2007 von Frau Else Gerke bewohnt wurde. Im Herbst 2009 wurde das alte Haus an Jürgen Schütt aus Dierkshausen verkauft.